Seit 2014 gibt es bei der AUA die "neue" Business Class auf der Langstrecke. Die Hardware - also beispielsweise der Sitz, der sich in ein flaches Bett verwandeln lässt - hat sich seit damals nicht maßgeblich geändert. War dieser seinerzeit am oberen Ende der Fahnenstange angesiedelt, ist er heute noch immer gut und funktionell. Im Vergleich zu Top-Produkten wie der Q-Suite von Qatar Airways sieht die Kabinenausstattung allerdings bereits ein wenig altbacken aus.
Bei der österreichischen Fluglinie waren es in der Business Class aber ohnehin eher die Soft Facts, die überzeugt und ihr so manchen internationalen Preis eingebracht haben. Ein großer Teil davon war die Kulinarik an Bord - die Mahlzeiten wurden gerade bei den Outgoing-Flügen ab Wien regelrecht zelebriert. Dabei sind die fliegenden Köche von Do & Co zum Einsatz gekommen - serviert wurde großteils vom Wagen.
Köche haben (vorerst) ausgekocht
Doch wie sieht das Ganze im dritten Corona-Jahr aus? Ist - nachdem das Service bei vielen Fluglinien adaptiert (also abgespeckt) wurde - bei der AUA in der Business Class wieder Normalität wie früher eingekehrt? ReiseInsider hat sich die Sache auf einer Transatlantikrotation angesehen.
Bekannt ist, dass die fliegenden Köche seit der Pandemie am Boden bleiben (und vielleicht nie wieder zurückkehren, wie das Luftfahrtportal aeroTELEGRAPH berichtet hat). Damit einhergehend wurde auch das kulinarische Angebot geändert - und ist doch recht weit davon entfernt, wie es früher gewesen ist.
Solide - aber nicht viel mehr
Das fängt bei Kleinigkeiten an - wie beispielsweise bei den Nüssen, die nun nicht mehr gereicht werden (wobei das angesichts von möglichen Nussallergien verständlich ist). Wirklich schade ist allerdings, dass die restlichen Speisen am Tablett und (bis auf das Dessert) nicht mehr vom Wagen serviert werden. Den legendären Vorspeisenwagen oder eine Suppe gab es auf diesen Flügen nicht mehr.
Allerdings muss man zur Ehrenrettung sagen, dass das, was angeboten wurde, auch nicht von schlechten Eltern war: Ein Brokkoli-Kichererbsensalat als Vor- und ein Altwiener Backhendl als Hauptspeise beim Hinflug haben jedenfalls geschmeckt - ebenso die Dessert- und Käsevariationen. Letztere kamen erfreulicherweise weiterhin vom Wagen. Vor der Landung gab es noch ein Butterschnitzel mit Pürree und Gemüse - und auch das war in Ordnung. Und über die Getränke und Weinkarte (mit viel österreichischem Inhalt) gibt es auch nichts zu meckern.
Alleinstellungsmerkmal adé
Ähnlich wie der Hinflug war auch der Ablauf beim Rückflug - wobei die "New Style Caprese" etwas altbacken und traurig gewirkt hat (siehe Foto). Kuriosum beim Frühstück: Auf der Karte stand ein Omelette oder Rührei zur Wahl - angeboten wurden schließlich von der Flugbegleiterin Rührei oder Pancake. Als letzterer gewählt wurde, war er leider gar nicht verfügbar.
Am aktuellen Business-Class-Service der AUA Kritik zu üben, ist zwar Jammern auf hohem Niveau - trotzdem hat die Kulinarik bei der österreichischen Airline immer zu den Alleinstellungsmerkmalen gezählt. Mittlerweile entspricht das Produkt leider nur noch gutem Durchschnitt im Vergleich zu anderen Airlines.
Konkurrenzlos
Ob sich dies wieder ändern wird, darf bezweifelt werden: Die "Flying Chefs" werden möglicherweise nicht zurückkehren - und viele Business Class Gäste werden wohl auch mangels Alternativen an Direktflügen vom Hub Wien nicht unbedingt wegen des abgespeckten (und wohl auch billigeren) kulinarischen Angebotes zu anderen Airlines abwandern.
Was gibt es sonst noch über die AUA Business Class zu sagen? Wie erwähnt, sind die Sitze solide und entsprechen noch immer gutem Durchschnitt - die Lufthansa Group wird allerdings ohnehin in den nächsten Jahren auf neue Modelle umstellen. Das Entertainment-System ist ebenfalls in Ordnung, die Filmauswahl ist gut kuratiert. Auch das Amenity-Kit ist - mit dem üblichen Inhalt - okay. Bei letzterem gefällt noch immer das praktische "Schuhsackerl", das es auf dem Rückflug gegeben hat.
Gute alte Zeit?
Zusammengefasst ist das Bordprodukt auf der Austrian Airlines Business Class zweifellos noch immer gut - allerdings ist es schade, dass das exzellente "Culinary Entertainment", für das die AUA seit langem bekannt gewesen ist, in Richtung guter Durchschnitt reduziert wurde. Man darf aus Passagiersicht zumindest hoffen, dass sich die österreichische Airline irgendwann auf die "gute alte Zeit" rückbesinnen und ihr kulinarisches Alleinstellungsmerkmal wieder herausholen wird - eine allzu hohe Erwartungshaltung diesbezüglich ist aber wahrscheinlich nicht gerechtfertigt.
Die Flüge für diesen Produkttest wurden nicht zur Verfügung gestellt. ReiseInsider oder die Cubo Media GmbH haben keine finanzielle Zuwendung oder sonstiges Sponsoring für diesen Artikel erhalten.
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