Im innereuropäischen Flugverkehr haben die Low-Cost-Carrier schon einen fixen Platz eingenommen. Kein Wunder: Das Angebot ist mittlerweile recht dicht - und auch die Frequenzen sind zumindest teilweise auch für Geschäftsreisende interessant. Nachdem auch viele "etablierte" Airlines Bordservice und Sitzabstände (nebst anderen Dingen) reduziert haben, gibt es für so manche Reisende immer weniger Gründe, auf "Legacy Carriers" zu setzen (wenn man nicht gerade in der Business Class unterwegs ist).
Etwas anders stellt sich die Situation (zumindest ab Österreich) auf längeren Strecken dar. Low Cost Carrier, die im Interkontinentalverkehr unterwegs sind, gibt es zwar - hierzulande heben sie hingegen (noch) nicht ab. Seit einigen Monaten aber bietet Wizz Air zumindest einige kurze Langstrecken (oder lange Mittelstrecken - wie man will) ab Wien an - Ziele in Saudi Arabien etwa oder auch Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dort betreibt die Airline eine Tochtergesellschaft, mit der man beispielsweise auch weiter auf die Malediven fliegen könnte - ReiseInsider berichtete.
Ausreichende Beinfreiheit
Von Wien aus ist Abu Dhabi - ähnlich wie die benachbarten Ziele Dubai und Doha (Katar) - in rund fünfeinhalb Stunden zu erreichen. Wizz Air fliegt in Konkurrenz zu gleich drei Airlines in die Region: Emirates, Etihad und Qatar Airways. Als einzige (bis auf gelegentliche Flüge der Airline aus Katar) setzt sie auf Schmalrumpfflugzeuge - und zwar auf den Airbus A321neo, die modernste und spritsparendste Version dieser weitverbreiteten Serie.
Auf der Abu-Dhabi-Strecke, die ReiseInsider getestet hat, nutzt Wizz Air die gleichen Flugzeuge, die auch auf innereuropäischen Strecken unterwegs sind - entsprechend unterscheiden sich auch die Kabinen nicht. Die Sitze besitzen eine relativ straffe Rückenlehne, was für kurze Strecken für die meisten Menschen kein Problem darstellen dürfte. Ebenso sind die Sitzabstände nicht extrem weit - die Beinfreiheit ist aber dank der speziellen, schmalen Sitzkonstruktion in Ordnung.
Buchungstipps
Trotzdem zahlt es sich auf einer solchen Strecke aus, in einen Extra Legroom Seat (z.B. bei den Notausstiegsreihen) einen relativ geringen Betrag zu investieren. Aber Vorsicht: Die Sitze in Reihe 29 verfügen über keine Fenster, da sie sich direkt neben einer "großen" Notausstiegstüre befinden - in den Reihen 1, 18 und 19 kann man hingegen den Blick nach außen genießen. Apropos Kosten: Bei Wizz Air hat sich bewährt, den Travel-Light-Tarif zu buchen und die Priority-Option dazu zu nehmen. Damit kann man (zumindest in der Theorie) zuerst boarden - aber vor allem ist auch ein Kabinentrolley nebst einer kleinen Tasche im Preis inkludiert. Wer Gepäck aufgeben will, ist mit dem Tarif "Wizz Go" gut bedient.
Die Buchung geht übrigens einfach und übersichtlich vonstatten - auch die App ist gut zu benutzen. Ein kleines Manko stellt hingegen dar, dass die Boarding-Pässe nicht wie von anderen Airlines gewohnt im Smartphone-Wallet gespeichert werden können. Wizz Air empfiehlt, diese für Mitreisende einfach mittels Screenshot zu versenden. Klingt ein wenig nach Provisorium - funktioniert aber trotzdem.
Auf den Akku achten
Speisen und Getränke sind an Bord gegen Bezahlung erhältlich - auch auf den längeren Flügen auf die arabische Halbinsel gibt es (wie nicht anders zu erwarten) nichts kostenlos. Das Angebot besteht aus Sandwiches, einigen Instant-Nudelgerichten und -Suppen sowie einer Reihe von Snacks. Die Preise sind durchaus in Ordnung - bei diversen Kombos kann man zusätzlich sparen. Im Gegensatz zu vielen Verbindungen auf der Kurzstrecke sind die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter bei den getesteten Flügen zweimal mit dem Trolley durch die Kabine gegangen - hungrig und durstig sollte man also nicht werden.
Auf ein Bordunterhaltungsprogramm wird bei Wizz Air verzichtet - hier bietet sich an, sein eigenes mobiles Repertoire an Filmen, Büchern und Musik mitzubringen. Nicht vergessen sollte man bei Wizz Air auf einen Ständer für Smartphone oder Tablet - eine Halterung wie bei anderen Airlines findet man hier nicht. Und auch für eine ausreichende Akkuladung sollte gerade bei solchen längeren Flügen gesorgt werden - USB- oder sonstige Anschlüsse sucht man hier auch vergebens. Die Geräte dürfen an Bord auch ausdrücklich nicht über eine Powerbank geladen werden.
Check-In-Desaster
Soweit so gut. Eine Angelegenheit ist den Testern dieser Reise allerdings nachhaltig negativ in Erinnerung geblieben: Die Abfertigungs-Situation am Flughafen Abu Dhabi. An sich funktioniert der Online-Check-In bei Wizz Air einfach und gut - so auch beim Hinflug. Retour konnte man allerdings nicht online einchecken und musste sich - auch ohne Aufgabegepäck - zum Check-In-Schalter begeben und Reisepass sowie Ticketcode vorweisen (offenbar aufgrund gesetzlicher Vorgaben). In Abu Dhabi waren dazu zwei Bereiche geöffnet, vor denen sich in unserem Fall bereits lange Schlangen gebildet haben. Von einem Moment auf den anderen wurden allerdings die Schalter auf der einen Seite geschlossen: Die Passagiere, die sich dort bereits lange angestellt haben, mussten nun in den anderen Bereich wandern und abermals warten.
Die Situation war komplett unübersichtlich, die Bodenbediensteten des zuständigen Fremdunternehmens waren offenbar überfordert oder es war ihnen egal, dass sich hier die Hundertschaften im Chaos durchmischten. Verständlicherweise waren viele Reisende aufgrund der Lage genervt, unwirsch oder überhaupt verzweifelt. Unter den Passagieren befanden sich auch ältere Personen und Familien mit Kindern, für die eine solche Situation wohl noch unerfreulicher gewesen ist. Dass es letztlich doch noch geklappt hat, seine ausgedruckte Bordkarte vom Schalter abzuholen, grenzt fast schon an ein Wunder.
Fazit
Was ist nun das Fazit eines solchen längeren Fluges mit Wizz Air? Die knapp sechs Stunden an Bord sind natürlich nicht das allerbequemste Erlebnis, das man sich vorstellen kann - aber auch in der Economy Class anderer Airlines verlässt man den Flieger nicht gerade top-entspannt. Der Verzicht auf ein Bordunterhaltungssystem oder (wie auf längeren Strecken bei vielen klassischen Airlines noch üblich) inkludierte Speisen und Getränke machen den Flug zwar nicht unbedingt lustiger. Mit Tablet und Buy-on-Board-Mahlzeiten ist dies aber auch nicht wirklich ein Thema.
Das, womit Wizz Air wohl in den meisten Fällen punkten kann, ist der Preis: Wären wir statt unserem Testflug mit Emirates, Etihad oder Qatar Airways in die Golfregion geflogen, so wären die Ticketkosten empfindlich höher gewesen. Und noch ein Punkt spricht für Wizz Air: Die Airline setzt auf modernstes Fluggerät, baut relativ viele Sitze ein und kann damit mehr Passagiere transportieren (beide Flüge waren auch so gut wie komplett voll), was einen niedrigeren Verbrauch und Schadstoffausstoß pro Reisenden ergibt.
Was diesem Trip einen mehr als schalen Nachgeschmack hinterlassen hat, war die Lage am Flughafen Abu Dhabi. Derart mit Fluggästen umzugehen, darf sich nicht einmal ein Low Cost Carrier leisten.
Die Tickets für diesen Produkttest wurde nicht zur Verfügung gestellt. ReiseInsider oder die Cubo Media GmbH haben keine finanzielle Zuwendung oder sonstiges Sponsoring für diesen Artikel erhalten. Bitte beachten Sie, dass die Informationen dieses Artikels nach bestem Wissen eingearbeitet wurden - wir können allerdings keine Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität übernehmen.
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