Air Baltic ist eine junge Airline mit dem Sitz in Riga, die im Jahr 1995 gegründet wurde - Hauptanteilseigner ist mit mehr als 96 Prozent der lettische Staat. Sie sieht sich als Hybrid-Fluglinie, welche die Vorzüge von Netzwerk- und Low-Cost-Airlines verbinden möchte.
Seit dem Jahr 2020 setzt Air Baltic nur noch auf ein Flugzeugmuster - den modernen und nicht allzu großen Airbus A220-300. Dieser verfügt über 145 Sitzplätze in einer 2-3-Konfiguration - dadurch sind 80 Prozent der Plätze am Gang oder am Fenster und nur 20 Prozent entfallen auf die weniger beliebten Mittelsitze.
Abgesehen davon bietet der Airbus A220 größere Fenster als vergleichbare Flugzeugmuster, was mit der hell und modern ausgestatteten Kabine ein angenehmeres Reisegefühl vermitteln soll. Darüber hinaus gilt das kleine Airbus-Modell aufgrund seiner modernen Triebwerke und der optimierten Aerodynamik als weniger umweltschädlich als ältere Modelle. Air Baltic hat derzeit 39 Düsenverkehrsflugzeuge dieses Typs in der Flotte und bedient damit mehr als 60 Destinationen.
In Österreich ist Air Baltic seit vielen Jahren zu Gast - aktuell fliegt die Airline zehnmal pro Woche zwischen Wien und Riga - mit Anschlussmöglichkeiten zu primären und sekundären Zielen in Nordeuropa, wie beispielsweise Helsinki, Kittilä, Tampere und Turku in Finnland, Oslo, Trondheim und Bergen in Norwegen oder Tallinn in Estland sowie Vilnius in Litauen.
ReiseInsider konnte Air Baltic auf insgesamt vier Flügen - von Wien nach Tallinn über Riga und zurück - testen. Hier unser Eindrücke:
Vor dem Flug: Buchung, Check-In, Airport-Experience
Air Baltic bietet insgesamt fünf verschiedene Ticket-Typen, aus denen man bei der Buchung wählen kann, an: "Green" ist der Basistarif, der allerdings im Gegensatz zu anderen Airlines die Mitnahme eines Kabinentrolley (max. 55x40x23cm) und eines Personal Item wie eine Handtasche (max. 30x40x10cm) beinhaltet. Das Gesamtgewicht darf 8 Kilogramm nicht überschreiten - allerdings mann man dies gegen Zuzahlung (ab 11,99 Euro) um vier Kilogramm erhöhen.
Ansonsten ist beim "Green"-Tarif nichts inkludiert - auch ein Sitzplatz wird während des Check-In zugewiesen, eine Auswahl bzw. Vorreservierung ist nur gegen Aufzahlung (ab 5,99 Euro) möglich. Mahlzeiten und Getränke an Bord sind bei dieser Ticketvariante ebenfalls nur gegen Bezahlung erhältlich. Der "Green plus"-Tarif ist abgesehen von einem Aufgabegepäck mit "Green" identisch.
Etwas mehr als die "Green"-Fares bieten die "Classic"-Tickets. Hier ist neben Aufgabegepäck die Sitzplatzreservierung sowie der Airport Check In und auch eine Änderung des Flugdatums inkludiert - für Essen und Getränke muss man aber auch hier in die Tasche greifen. Luxuriöser geht es in der Business Class, die in den Tarifen "Business Light" und "Business" (sie unterscheiden sich vor allem bei der Umbuchbarkeit) angeboten wird, zu. Ansonsten sind hier die üblichen Goodies wie - wo vorhanden - Lounge-Zugang und Fast Track sowie eine Mahlzeit an Bord inkludiert.
Der Online-Buchungsprozess verlief jedenfalls - wie heutzutage üblich - recht einfach. Wie man es von Low-Cost-Carriern (und immer mehr klassischen Airlines) gewohnt ist, wurden alle möglichen kostenpflichtigen Zusatzoptionen angeboten. Bei unserem Testflug nutzten wir den normalen "Green"-Tarif und zahlten für das vier Kilogramm schwerere Handgepäck (pro Person insgesamt 27,98 Euro für alle vier Legs) sowie eine SMS-Erinnerung für den Check-In-Beginn (2,98 Euro) zu. Kontrolliert wurde das Gewicht des Kabinengewichts übrigens nicht. Für den Retourflug reservierten wir dann noch für das längere Leg von Riga nach Wien Sitzplätze (um 11,99 Euro pro Person), da bei allen drei automatischen Sitzvergaben die zwei ReiseInsider-Redakteure auf einer Dreierbank (Gang- und Mittelsitz) platziert wurden, und bestellten zwei vegetarische Menüs vor.
Die Buchung samt Bestellung von Zusatzoptionen war also simpel und mit jener anderer Airlines vergleichbar. Auf Aufgabegepäck wurde verzichtet, daher kann - dank Online-Check-In - über die Airport-Services nichts gesagt werden. Das Boarding selbst fiel jedenfalls auf allen Abschnitten unspannend aus.
Der Flug: Kabine, Flugerlebnis, Bordservice
Ein echtes Highlight bei Air Baltic ist das eingesetzte, sehr moderne Fluggerät des Typs Airbus A220. Dieses wirkt nicht zuletzt durch die helle Einrichtung sowie die großen Fenster besonders einladend und freundlich. Dies wird auch noch durch das wechselnde Ambient Light unterstrichen. Ein besonderes Gadget sind beim A220 die kleinen Monitore, die sich über jeder Sitzreihe befinden und beispielsweise Informationen zum Flugverlauf oder die Gates von Anschlussflügen (in unserem Fall übrigens einmal falsch) anzeigen.
Die Sitze selbst zeigen auch ein paar Besonderheiten: So wird das Tischchen nicht mit seitlichen Streben hinunter geklappt sondern über einen breiteren Steg in der Mitte. Daneben befinden sich zwei kleine Netze beispielsweise für Handy und eine Wasserflasche. Die Zeitschriftentasche (mit Bordmagazin, Sicherheitskarte und Speibsackerl) befindet sich oberhalb des Tischchens. Die Beinfreiheit ist für normalgroße Menschen in Ordnung. Etwas eng wird es, wenn man ein Notebook aufgeklappt vor sich hinstellt: Der Monitor kommt hier schon recht leicht am Vordersessel an - das kann "schmerzhaft" werden, wenn der Vordersitz unvermittelt nach hinten geklappt wird.
Das Bordservice selbst war unaufregend - die Crews auf den kurzen Flügen wirkten jedenfalls freundlich und professionell. Die vorbestellten Mahlzeiten wurden während des Bordservice in Kartons gebracht. Sie beinhalteten jeweils eine Hauptmahlzeit mit Salat bzw, Gemüse, Brot, Butter, eine Nachspeise sowie eine kleine Dose Orangensaft. Das beigelegte Besteck wurde aus Holzfasern und nicht aus Plastik gefertigt. Geschmacklich waren die Speisen in Ordnung und waren für ihren Preis von rund 13 Euro absolut in Ordnung. Etwas unpraktisch war der sehr breite Karton, der die gesamte Breite des Tischchens belegte - schwierig, wenn man ein Getränk daneben hinstellen möchte.
Neben den Vorbestellungen gibt es aber auch die Möglichkeit, kleine Snacks direkt an Bord zu kaufen: Ein Croissant mit Schinken, Käse und Gurke wurde beispielsweise um sechs Euro angeboten, ein Mineralwasser um 2,50 Euro. Und auch Bordverkauf gibt es bei Air Baltic noch immer. Übrigens kann man auch über das Bord-Wifi einkaufen und Speisen bzw. Getränke ordern - ins Internet kommt man mit dem Air Baltic Sky Service allerdings nicht.
Umsteigen in Riga
Der Flughafen Riga wird von Air Baltic als Umsteigehub genutzt - der Airport ist aber deutlich kleiner und übersichtlicher als andere, große Transit-Airports. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 wurden 5,3 Millionen Passagiere gezählt - am Flughafen Wien beispielsweise waren es 23,7 Millionen). Das ist durchaus ein Vorteil, da die Wege sehr kurz sind: Vom Ende des einen Flugsteigfingers zum Ende des zweiten ist man geschätzt maximal 10 Minuten unterwegs.
Bei längeren Umsteigezeiten kann man sich den Aufenthalt in einem durchaus netten Shopping-Bereich mit einem respektablen Angebot verkürzen. Es gibt außerdem eine Lounge, die von Primeclass betrieben wird. Der Preis ist allerdings mit derzeit 55 Euro (bzw. 45 Euro wenn online vorausgebucht wird) recht happig. Wer allerdings von der Airline Zutritt erhält oder eine Karte wie beispielsweise den Priority Pass nützt, kann in der Lounge mit Platz für rund 100 Personen durchaus eine angenehme Wartezeit verbringen.
Fazit
Kurzum: Abgesehen von der wirklich coolen Kabine blieben die Flüge angenehm unspektakulär in Erinnerung. Das (vorbestellte) Essen an Bord war gut und hat sich gelohnt. Der Air-Baltic-Hub Riga ist ein unkomplizierter, übersichtlicher und durchaus sympathischer Umsteigeflughafen.
Die Tickets für diesen Produkttest wurde nicht zur Verfügung gestellt. ReiseInsider oder die Cubo Media GmbH haben keine finanzielle Zuwendung oder sonstiges Sponsoring für diesen Artikel erhalten. Bitte beachten Sie, dass die Informationen dieses Artikels nach bestem Wissen eingearbeitet wurden - wir können allerdings keine Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität übernehmen.
Kommentare und Antworten
Sei der erste der kommentiert