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Queen Anne: Eindrücke von der neuen Cunard-Königin

Erstellt von Martin Metzenbauer.  Veröffentlicht am 06.05.2024

ReiseInsider durfte das Schiff noch vor der Premierenfahrt besuchen und testen.

Cunard-charakteristische Schornsteinform (vorne gerade und hinten schräg) und Farbe. © ReiseInsiderDie Queen Anne auf dem offenen Meer. © Cunard / CarnivalThe Pavilion mit Pool und "Schiebedach". © ReiseInsiderDas elegante Britannia Restaurant. © ReiseInsiderDas mediterrane Restaurant Tramonto. © ReiseInsiderDer elegante Commodore Club - mit Aussicht. © ReiseInsiderDie getestete Britannia Club Kabine. © ReiseInsiderDas Bad in einer Britannia Club Kabine. © ReiseInsiderEine Suite an Bord der Queen Anne. © ReiseInsiderDer sehr stilvolle Chart Room an Bord der Queen Anne. © ReiseInsider ©

Lange musste Cunard auf seine Ankunft warten: Bereits Ende der 2010er Jahren dachte man laut über ein viertes Schiff für die Traditionsmarke nach. Nicht zuletzt war es die Pandemie, die dieses seinerzeitigen Projekt in der Schublade verschwinden ließ. Glücklicherweise nur vorübergehend - denn nun konnte das Traditionsunternehmen ihre Queen Anne endlich auf ihre erste Fahrt schicken.

Das Schiff wurde zuerst von der Fincantieri-Werft nach Southampton überstellt, um dann am 3. Mai 2024 zur ersten Kreuzfahrt in See zu stechen. Davor hatten einige Medien - darunter ReiseInsider - auf Einladung von Cunard die Möglichkeit, der "vierten Königin" einen Besuch abzustatten und sie in rund 24 Stunden (zumindest ein wenig) kennenzulernen (hier finden Sie als Ergänzung zu diesem Bericht ein Video auf YouTube).

Ähnlichkeiten
Zuerst einmal zu den "Äußerlichkeiten" (im wahrsten Sinne des Wortes). Als wir sie das erste Mal von der Weite sahen, fielen einerseits sofort Cunard-typische Features auf, andererseits stach auch eine andere - vielleicht nicht unbedingt erwartete - Ähnlichkeit hervor. Was sofort an die Marke erinnerte, war auf jeden Fall die Farbgebung: Schwarz-weiß mit einem roten Schornstein zeig(t)en sich schon viele Cunard-Schiffe - unter anderem die berühmte Queen Elizabeth 2, die mittlerweile übrigens ihr Dasein als Hotelschiff in Dubai fristet. Und auch die Queen Anne fällt hier nicht aus der Linie.

Eine ganz andere Vertrautheit rief aber schon aus der Entfernung die gesamte Form des Schiffes hervor. Irgendwie schien man diese schon zu kennen - aber die drei anderen Cunard-Schiffe sehen doch ganz anders aus? Des Rätsels Lösung: Die Grundform der Queen Anne stammt von der Pinnacle Class der Schwestergesellschaft Holland America Line, zu der beispielsweise die Nieuw Statendam zählt. Dieser Grundentwurf wurde für Cunard bzw. der Fincantieri-Werft außen nur leicht adaptiert.

Innen hingegen konnten sich die Designer des Schiffes voll austoben - laut Pressetexten sollte sie eine Mischung aus Klassik und Moderne bieten. Ist ihnen das gelungen? Der erste Eindruck beim Betreten der Queen Anne: Das Pendel schlägt doch eher in Richtung des klassischen Innendesigns aus. Sehr getragen, viel Holz und Messing sowie eine gedeckt-vorsichtige Farbgebung lassen das Schiff fast wie ein würdiger, älterer Oceanliner daherkommen - vor allem wenn man die Queen Anne anderen Vertretern eines vergleichbaren Baujahrs gegenüberstellt.

Was es im Vergleich zu manch anderen aktuellen Schiffen auch nicht gibt, ist ein langgezogener zentraler Bereich - man kennt das beispielsweise von Royal Caribbean als Royal Promenade oder MSC als Galleria. An Bord der Queen Anne liegen die Highlights verteilter - und wirken dadurch oft auch ein wenig versteckter. Wobei es an Bord durchaus viel zu entdecken gibt: Jede Menge Bars und Restaurants und eine Reihe sehr eleganter Shops laden zum Geldausgeben ein - genauso wie ein Casino.

Konservatives Schiffsdesign
Ein Zentrum gibt es aber in gewisser Weise allerdings schon- und zwar in Form der sehr eleganten Grand Lobby, die sich von Deck 1 bis 3 erstreckt. Hier findet man eine klassische, geschwungene Treppe und an der Wand ein riesiges Mittelding aus Gemälde und Wandskulptur. Gesäumt wird dieser Bereich von einigen Lounges und Boutiquen.

Die Queen Anne wirkt also insgesamt recht "klassisch" - wenn dies auch durchaus der eine oder andere Farbklecks aufgelockert wurde. Ein progressives Schiff wie eine MSC World Europa oder die drei Ladies von Virgin Voyages ist sie nicht - und will sie wahrscheinlich auch nicht sein. Die Marke Cunard steht schließlich für Historie und britisch-angehauchte Eleganz.

Auch was das Design des Schiffes insgesamt betrifft, gibt es keine allzu großen Überraschungen - beispielsweise im Gegensatz zum asymmetrischen Aufbau der ebenfalls neuen Silver Nova von Silversea Cruises: Auf der Queen Anne gibt es auf den unteren Decks am Heck das Hauptrestaurant, in der Mitte Shops, Bars und Lounges und am Bug das Royal Court Theatre.

Auf den obersten Decks befinden sich zwei größere Pools - eines in der Mitte im Pavillon mit schließbarem Dach und eines am Heck (nebst diversen, verteilten Whirlpools). Ebenfalls "oben" findet man weitere Restaurants (mehr dazu später), Bars und ein Sonnendeck. Was es hingegen - wenig überraschend - nicht gibt, sind Wasserrutschen und dergleichen. An Bord der Queen Anne darf man sich aber trotzdem sportlich-spielerisch betätigen - beispielsweise bei Shuffleboard, auf einem Putting Green oder beim Pickle Ball. Außerdem gibt es ein Spa und The Pavillon Wellness Studio.

Obwohl Cunard laut Anja Tabarelli, Director Sales & Marketing für den DACH-Raum "nicht das klassische Kinderprodukt, wo es von morgens bis abends Unterhaltung gibt" biete, gibt es  für Kids an Bord englischsprachige Betreuung und einen eigenen Bereich namens The Zone.

Vier-Klassen-Gesellschaft
Was das Schiffsdesign betrifft, gibt sich die Queen Anne also klassisch-konservativ - wie sieht es nun bei den Kabinen aus? Hier findet man bei Cunard eine Besonderheit, die sie von anderen Kreuzfahrtgesellschaften unterscheidet: Die Kabinen werden nämlich nach den unterschiedlichen Restaurants benannt, in denen die Gäste essen dürfen.

Der Großteil fällt in die Kategorie Britannia als Innen-, Außen und Balkonkabinen - deren Gäste nutzen das Hauptrestaurant Britannia am Heck des Schiffes. Danach kommt Britannia Club mit dem gleichnamigen, intimeren Restaurant und einigen zusätzlichen Goodies wie bevorzugter Ein- und Ausschiffung, freie Kissenwahl oder täglich aufgefülltes Trinkwasser. Hier gibt es nur Balkonkabinen, die sich nicht nennenswert von jenen der Britannia-Kategorie unterscheiden dürften.

Grundlegend anders sehen hingegen die Princess Grill Suiten aus, deren Gäste - nicht schwer zu erraten - im Princess Grill Restaurant auf Deck 10 speisen dürfen. Statt vornehmlich blauen Farbakzenten in den Britannia-Klassen findet man in diesen Kabinen deutlich mehr Rot und zusätzlich zu den vorher genannten Annehmlichkeiten unter anderem täglich frisches Obst, Zimmerservice mit den Gerichten des Princess Grill Restaurants, Zugang zur Grills Lounge und zur Grills Terrace, einen Concierge-Service für Reservierungen an Bord und von Landausflügen.

Das exklusivste Erlebnis bieten die Queens Grill Suiten, die man als Penthouse, Master und Grand Suite buchen kann. Neben der Tatsache, dass diese Räumlichkeiten deutlich größer sind, gibt es hier weitere zusätzliche Goodies, wie etwa wie eine kostenlose Minibar (bestückt mit Bier, Wein, Spirituosen und alkoholfreien Getränken nach Wahl), frische Blumen, Canapés vor dem Abendessen oder eine Flasche Champagner zur Begrüßung.

Kabine im Test
Wir testeten eine Britannia Club Kabine auf Deck 7. Der erste Eindruck war auch hier ein konservativ-edler - große Überraschungen blieben aus. Die Kabine war wie üblich angelegt: Zuerst ein Korridor mit (großzügigen) Kästen auf der einen und dem Eingang zum Bad auf der anderen Seite. Der Schlaf- und Wohnbereich zeigte sich sehr klassisch mit den schon von den Renderings bekannten Blautönen. Hier wurde durchaus gekonnt mit Nuancen gespielt, durch welche die Kabine optisch aufgelockert wurde - die Betthinterwand war beispielsweise dunkelblau, die Wand daneben mittelblau gestaltet.

Beim Thema Bett fiel der Premiumanspruch von Cunard gleich optisch auf: So war die Decke mit einem Goldrand geziert, die pro Seite zwei Polster durch (natürlich blaue) Zierkissen mit dem Cunard-Logo ergänzt. Bei der Ankunft wurde auch eine groß dimensionierte Schutzdecke auf Kunststoff auf dem Bett platziert, um die Koffer bequem auspacken zu können.

Zwischen Bett und Balkon befand sich auf der einen Seite ein kombinierter Schreib- und Schminktisch und auf der anderen Seite ein kleines Sofa für zwei mit einem Tischchen. Letzteres zeigte eine moderne Schlichtheit, die durch zwei Zierpölster mit goldenen und (natürlich!) auch blauen Farbakzenten aufgelockert wurden.

Der in eine Art Regal eingebaute Tisch auf der anderen Seite musste für mehrere Funktionen herhalten: Beispielsweise fand sich dort ein kleiner Kühlschrank, ein Spiegel oder eine Kaffee-Tabs-Maschine samt der entsprechenden Utensilien. Durch letztere war der Platz als Schreibtisch recht eingeschränkt. Hier würde sich anbieten, die Pads, Tassen etc. in das (bei unserer Test-Übernachtung) leeren Regal zu stellen. Ob dieses von Reisenden anderweitig genützt werden müsste, ist angesichts des recht guten Angebotes an Kästen ohnehin eher fraglich.

Helles Bad, große Dusche
Wichtig ist natürlich immer auch die Verfügbarkeit von Steckdosen. In unserer Kabine gab es eine Steckdose, wie wir sie in Österreich oder Deutschland nutzen sowie ein "britisches" Power-Outlet. Daneben fanden sich aber auch noch einige amerikanische Steckdosen sowie USB-A- und C-Anschlüsse, was für das Aufladen von Handy & Co praktisch ist. Das Bad in unserer Britannia Club Kabine war hell und wirkte dank eines großen Panoramaspiegels geräumig. Die Dusche ging über die gesamte Tiefe der Kabine und war im Vergleich zu anderen Schiffen recht groß.

Bei der durchaus edel und mit royalem Touch eingerichteten Kabine fanden sich also keine großen Überraschungen. Vom Stil her stellt sie einen Kompromiss für unterschiedliche Arten von Reisenden dar - dem konservativen Cunard-Gast genauso wie einem jungen oder junggebliebenen Publikum, das sich vielleicht mehr Modernität wünscht. Praktisch und funktionabel ist die Kabine auf jeden Fall - ein wenig Feinschliff, beispielsweise, um mehr Platz auf dem Schreibtisch zu schaffen, würde ihr vielleicht noch gut tun.

Obwohl die Kabinen auf der Queen Anne also durchaus zum Verweilen einladen, werden die meisten Kreuzfahrtgäste wohl auch viel Zeit in den öffentlichen Bereichen sowie in den Restaurants und Bars verbringen - daher wollen wir hier auch noch ein paar Eindrücke sammeln. Bleiben wir dazu noch einmal bei den Außenanlagen des Schiffes.

Neben den beiden bereits erwähnten Pools findet man eine recht veritable Anzahl an Sonnendecks - darunter das Observation Deck ganz oben und diverse andere, mit Liegebetten ausgestattete Bereiche rund um den Panorama Pool Club am Heck sowie The Pavilion unter dem zu öffnenden Glasdach in der Mitte des Schiffes. Exklusiv für die Gäste der Suiten gibt es noch die Grills Terrace auf Deck 11 mit zwei schönen Infinity-Whirlpools an der Seite.

Restaurants von japanisch bis indisch
Die vier Restaurants der jeweiligen Kabinenkategorien sind an sich schon exzellent - on-top natürlich der Queens Grill. Aber auch die von uns getesteten Britannia und Britannia Club waren vom Ambiente sehr schön - über die Kulinarik kann man freilich nicht viel sagen, die getesteten Menüs und das Frühstück waren jedenfalls sehr gut.

Ein weiteres großes Restaurant gibt es mit der Artisans' Foodhall auf Deck 9 - dabei handelt es sich um einen Self-Service-Bereich, der zu allen Essenszeiten geöffnet hat und diverse Weltküchen bietet: Als "The Melting Pot of Worldwide Flavours" beschreibt Cunard diesen Buffet-Bereich.

Aber natürlich findet man auf der Queen Anne auch einige interessante Spezialitätenrestaurants - darunter das japanisch-inspirierte Aji Wa, das es bisher noch auf keinem Cunard-Schiff gegeben hat. Sir Samuel's Steakhouse & Grill bietet ein kulinarisches Potpourri von Land und Meer. Mediterrane Speisen findet man im Tramonto, indisch kann man im Aranya speisen. Rustikaler geht es im Pub namens Golden Lion zu, wo man neben dem Biergenuss auch essen kann. Diverse kleinere Food-Outlets (beispielsweise eine Gelateria) gibt es ebenfalls.

Auch das Angebot an Bars und Lounges ist groß - hier ein paar davon: Besonders ist uns der Commodore Club auf Deck 12 ganz vorne (also oberhalb der Brücke, die sich auf Deck 9 befindet) in Erinnerung geblieben. Neben einem 270-Grad-Blick gibt es hier auch klassisches Bar-Feeling, wie man es von eleganten Oceanlinern gewohnt ist. Die Bright Lights Society hingegen bietet als Show-Bar nicht nur Drinks sondern auch Music-Acts.

Live-Musik gibt es auch im Queens Room, in Bezug auf die Einrichtung fanden wir den Chart Room ganz besonders gelungen: So ungefähr muss man sich in den 1930er Jahren eine moderne Bar vorgestellt haben. Apropos Entertainment: Im Royal Court Theatre gibt es abends diverse Shows und untertags beispielsweise Vorträge zu unterschiedlichen Themen.

Fazit: Ein schönes Schiff mit viel Potential
Obwohl man nach rund 24 Stunden an Bord der Queen Anne natürlich weit von einem halbwegs abschließenden Urteil entfernt ist, so konnte die neue "Königin" doch einen exzellenten ersten Eindruck hinterlassen. Das Design ist bewusst konservativ gehalten - schlecht ist dies aber in einer Welt von "schneller, neuer, lauter" wohl nicht. Die Kabinen sind elegant und funktionabel eingerichtet, die Zeit an Bord sollte durch die Restaurants, Bars, Shops, Pools und das Entertainment-Programm kurzweilig werden.

Für wen ist die Queen Anne geeignet, für wen weniger? Wer Dinge wie Wasserrutschen oder lautes Nonstop-Entertainment sucht und für den eine gewisse Etikette (ja, es gibt hier noch wirklich formelle Abende!) scheut, wird sich hier vielleicht nicht ganz zuhause fühlen. Daher ist die Queen Anne wohl auch nicht die erste Wahl für Familien mit Kindern, obwohl es ja den Kids Club gibt - Aida oder MSC Cruises sind hier (natürlich auf einem etwas anderen Niveau) vermutlich die bessere Wahl.

Wer hingegen den gewissen britischen Touch, gutes Essen und eine gewisse Old-School-Eleganz sucht, könnte hier eine sehr gute Alternative zu anderen Schiffen im Premiumsegment finden!

 

Infos zur Queen Anne:

  • Dimensionen: Länge 322,5 Meter, Breite 35,6 Meter, Tiefgang 8,3 Meter, Höhe 72 Meter
  • BRZ: 113.000
  • Maximale Passagierkapazität: 2.996
  • Besatzung: 1.225
  • Gästedecks: 14
  • Inkludiert sind bei Cunard (Stand: Mai 2024) unter anderem: Frühstück, Mittag- und Abendessen in den jeweiligen Kategorie-Restaurants sowie einzelnen anderen Bereichen, Wasser zu und Kaffee nach den Mahlzeiten, Afternoon Tee, Produktionen im Royal Court Theatre, Live-Musik-Acts, Vorträge, Nutzung von Sportplätzen und Gym.
  • Nicht inkludiert sind beispielsweise: Landausflüge, Premium-Soft- und alkoholische Getränke. Getränkepakete und Weinkollektionen, Spezialitätenrestaurants, Internetpakete, Spa, ausgewählte Kurse, Touren und Aktivitäten an Bord, Service Charge (siehe www.cunard.com/en-us/the-cunard-experience/service-charges).
  • Routen 2024: Die Queen Anne ist in ihrer ersten Saison unter anderem im Mittelmeerraum und Nordeuropa unterwegs. Nähere Informationen gibt es unter www.cunard.com/en-us/cruise-ships/queen-anne/queen-anne-cruises-2024

 

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