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Emirates-Chefin: "Der A380 ist ein absolutes Verkaufsargument"

Erstellt von Martin Metzenbauer.  Veröffentlicht am 14.08.2024

Interview mit Elisabeth Zauner, Country Manager Austria.

Elisabeth Zauner leitet seit 2022 die Emirates-Niederlassung in Wien. © ReiseInsiderAirbus A380 von Emirates am Flughafen Wien. © ReiseInsiderDie neue Premium Economy Class bei Emirates wird wohl auch irgendwann in Wien zu sehen sein. © Emirates

Seit 20 Jahren ist Emirates am Flughafen Wien präsent – seit zwei Jahren wird die Wiener Niederlassung von Elisabeth Zauner geleitet. Im Vergeich zu den Anfangsjahren hat sich natürlich viel verändert: Unter anderem versuchen mittlerweile vier Airlines, möglichst viele Passagiere zwischen Österreich und der Golfregion für sich zu gewinnen, eine fünfte kommt demnächst dazu. Trotzdem ist Emirates weiterhin klarer Marktführer, was nicht zuletzt durch den Einsatz des riesigen Airbus A380 unterstrichen wird, der seit einigen Monaten wieder regulär nach Wien eingesetzt wird – und hier auch bleiben soll.

Über diese und weitere Themen unterhielt sich ReiseInsider mit Elisabeth Zauner, die das Emirates-Büro in Wien vor zwei Jahren von Martin Gross, der in den Ruhestand gegangen ist, übernommen hat.

ReiseInsider: Emirates feiert heuer das 20-jährige Jubiläum der Flüge nach Wien. Sie selbst sind auch schon einige Jahre Teil des österreichischen Teams der Fluglinie. Was sind Ihre Gedanken und Gefühle zu diesem freudigen Thema?

Elisabeth Zauner: Das beste Geburtstagsgeschenk, das wir bekommen haben, war die Rückkehr des Airbus A380 im Februar. Das hat uns sehr stolz gemacht – dass wir ihn bekommen haben, zeugt natürlich von der Wichtigkeit des österreichischen Marktes.

Mich hat auch sehr gefreut, dass ganz viele Partnerinnen und Partner bei unserer großen Feier dabei waren – das war ein Zeugnis der Beziehungen, die wir in den letzten 20 Jahren aufgebaut haben.

Wie läuft es mit dem A380, seit er wieder nach Wien zurückgekommen ist?

Sehr gut! Wir haben eigentlich gedacht, dass er nur temporär kommen wird – jetzt ist er aber dauerhaft da. Die Resonanz war sehr gut: Man merkt, dass er das Flugzeug ist, das die Leute kennen und lieben – der A380 ist ein absolutes Verkaufsargument.

Von der Kapazität macht er für uns einen Riesenunterschied – wir sprechen hier von 20 Prozent. Wir sollen also jeden Tag 519 Plätze auf dem Flieger pro Strecke füllen – darunter 76 in der Business und 14 in der First Class. Das zu schaffen, ist für den österreichischen Markt schon eine großartige Leistung!

Der A380 bleibt also auch nach dem Sommerflugplan 2024 in Wien?

Mit jetzigem Stand wird er bleiben. Gerade im Winter wird er auch dringend gebraucht – aber wir sind über das ganze Jahr mit der Auslastung zufrieden.

Wie sieht es konkret mit Fluggästen und Auslastung auf der Wien-Strecke aus?

Im Vorjahr haben wir über 450.000 Passagiere befördert, die Auslastung lag bei 75 bis 80 Prozent. Wir haben natürlich über das Jahr Schwankungen – zu Weihnachten, in den Semesterferien und zu Ostern gibt es den "Peak of the Peak", beim Outgoing-Verkehr liegt der Gipfel von November bis März, beim Incoming-Verkehr geht dieser von Juni bis September. Im Sommer kommen eben viele Reisende nach Österreich.

Der A380 wurde ja früher am Pier Ost abgefertigt – seit der Rückkehr findet man ihn aber bei den G-Gates im Terminal 3. Bleibt er dort oder kehrt er wieder zum Pier Ost zurück?

Nein, das ist technisch nicht mehr möglich. Der Terminalbereich bei Pier Ost und West wurde ja mit einer zentralen Sicherheitskontrolle ausgestattet – früher hatte jedes Gate eine eigene Kontrolle. Wenn nun Gäste mit dem A380 ankommen, hätten diese keinen Sicherheits-Check in Österreich und dürften mit den hier kontrollierten Passagieren nicht zusammengemischt werden – das ist nicht erlaubt.

Bei anderen Verbindungen – beispielsweise ab den USA – geht dies aufgrund eines One-Stop-Security-Abkommens schon. Bei vielen anderen Ländern – und da zählen die Vereinigten Arabischen Emirate dazu – gibt es das nicht. Wir könnten theoretisch am Pier Ost andocken und die Passagiere mit Bussen abholen lassen – wir haben uns aber mit dem Flughafen zusammen für das Terminal 3 entschieden. Und dort sind wir sehr zufrieden!

Derzeit wird ja an der neuen Süderweiterung gebaut. Wird Emirates dort eine eigene Lounge erhalten?

Nein, wir werden keine eigene bekommen. Wir nutzen derzeit die Vienna Lounge, die der Flughafen Wien als ganz, ganz tolles Loungeprodukt herausgebracht hat – wir sind mit der Qualität dort sehr glücklich. Unser Wissenstand ist, dass im Rahmen der Erweiterung etwas ähnliches gebaut wird – somit sehen wir keine Notwendigkeit, eine eigene Lounge zu betreiben, weil die Qualität unseren Anforderungen entspricht.

Wie sieht es mit dem neu ausgestatteten A380 mit der Premium Economy Class aus. Wann wird der regulär nach Wien kommen?

Dazu muss ich etwas ausholen. Tim Clark (Anm. Präsident von Emirates) hat nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Lieferschwierigkeiten bei Neuflugzeugen – Emirates hat 315 Flugzeuge bestellt – entschieden, bei der bestehende Flotte insgesamt 191 Flieger neu auszustatten, um weiterhin ein State-of-the-Art-Produkt zu bieten. Darunter sind 81 Boeing 777 und 110 Airbus A380.

Im A380 sieht das so aus, dass im Unterdeck vorne ein Compartment mit 56 Premium Economy Sitzen geschaffen wurde – das ist also eine eigene Kabinenklasse mit eigenem Check In, eigenem Catering und eigenem Personal. In der Boeing 777 gibt es 24 Premium Economy Plätze. Wir sind etwas spät dran mit dieser Klasse – dafür rollen wir das Produkt jetzt aber auch schnell aus!

Unser Wunsch ist natürlich, dass wir die Premium Economy Class auch einmal in Wien begrüßen dürfen – wir glauben, dass dies der Markt auf jeden Fall hergibt. Ob das zuerst am A380 oder der 777 der Fall sein wird, das wird sich zeigen.

Gibt es dazu schon einen Zeithorizont?

Nein, das wissen wir noch nicht – das hängt von vielen Faktoren ab. Und der Umbau geht ja erst jetzt so richtig los.

Bei den Flugzeugmustern kommt ja einiges Neues auf Emirates zu – der Airbus A350, die Boeing 787 und die Boeing 777X. Sind diese auch für Wien interessant?

Meiner Einschätzung nach werden wir eher bei A380 und 777 bleiben – wobei sich das natürlich jederzeit ändern kann.

Schauen wir uns das Marktumfeld an – aktuell gibt es vier Fluglinien, die von Wien aus in die Golfregion fliegen. Neben Emirates sind das Etihad, Qatar Airways und Wizz Air. Demnächst kommt mit Air Arabia eine fünfte dazu. Inwieweit spürt Emirates diese doch starke Konkurrenzsituation?

Wir sind nach wie vor in einem Umfeld, in dem die Nachfrage extrem stark ist – sowohl von Österreich als auch von den umliegenden Märkten aus. Aber auch Wien als Destination steht sehr hoch im Kurs. Ich bin also davon überzeugt, dass der Markt diese große Kapazität verträgt.

Wenn wir schon vom Markt reden: Die Preise bei Emirates haben sich zuletzt ziemlich stark nach oben bewegt. Wie schätzen Sie ein, wie das weitergehen wird?

Die Kostenstrukturen haben sich über die Jahre stark verändert – es ist alles teurer geworden. Ein Teil davon kann natürlich absorbiert werden – aber auch nicht alles. Meiner Meinung nach ist dabei wichtig, dass Leistung und Qualität stimmen.

Denken Sie, dass der Plafond bei den Preisen schon erreicht ist?

Das ist schwer vorauszussagen. Ich glaube aber nicht, dass es wieder günstiger wird.

Trotz der ganzen Konkurrenz?

Trotz der ganzen Konkurrenz! Wir sind eine Fluglinie, die darauf achtet, dass wir langfristig profitabel sind. Daher müssen wir die Kostenstruktur auch in den Preisen abbilden. Nachdem nicht zu erwarten ist, dass sich einer der großen Kostenfaktoren massiv nach unten bewegen wird, wüsste ich nicht, warum das die Ticketpreise tun sollten. Ich glaube aber, dass unseren Passagieren bewusst ist, welchen Service und welche Leistung sie dafür bekommen.

Wie sieht der Verkehr zwischen Wien und Dubai bei Emirates aus? Wieviel Prozent steigen um und was sind die Top-Destinationen ab Wien?

Ganz grob steigen 40 Prozent in Dubai aus und 60 Prozent fliegen weiter. Die beliebtesten Destinationen liegen klar im Indischen Ozean – also Seychellen, Malediven, Mauritius und Sri Lanka. Stark sind aber auch Thailand, Indonesien, Australien und Neuseeland.

Wie sieht der Vertrieb in Österreich aus?

Nach wie vor sind die Reisebüros der wichtigste Vertriebskanal. Das ist natürlich auch unserem Destinations-Portfolio geschuldet, da wir ja keine Kurzstrecke anbieten. Wir haben auch ein großes Team, das nur für die Zusammenarbeit mit den Reisebüro-Partnern zuständig ist – hier haben wir in den letzten zwei Jahrzehnten viel aufgebaut.

Emirates hat mit Flydubai eine Low-Cost-Schwestergesellschaft, die ja auch in Zentraleuropa recht umtriebig ist und beispielsweise nach Salzburg, Zagreb und Ljubljana fliegt. Wäre auch Wien für Flydubai interessant?

Ich kann nicht für Flydubai sprechen, ob Wien interessant wäre – von entsprechenden Plänen weiß ich nichts. Generell ergänzen sich Emirates und Flydubai sehr gut – wir haben ja beispielsweise auch Codeshare-Abkommen. Sie haben auch kleinere Fluggeräte und können damit auch kleinere Flughäfen ansteuern – da arbeiten wir gut zusammen. Beispielsweise fliegt Flydubai nach Sansibar, Kathmandu, Krabi oder Pattaya – alles Ziele, die vom österreichischen Markt aus gerne mit einer Kombination beider Airlines gebucht werden.

Wie sehen Ihre persönlichen Ziele bei Emirates in den nächsten Jahren aus?

Mein großer Wunsch ist, dass wir – übrigens als einziger Carrier – mit vier Klassen nach Wien kommen: Also First, Business, Premium Economy und Economy Class. Wie bereits erwähnt, bin ich sehr davon überzeugt, dass es den Markt dafür gibt.

 

Elisabeth Zauner hat am IMC in Krems Tourismusmanagement studiert und war danach in der Hotellerie im Vertrieb tätig. Seit 2008 arbeitet sie für Emirates – zunächst als Senior Sales Support, später als Commercial Manager. Seit Juli 2022 ist sie Country Manager Austria, nachdem der langjährige Emirates-Direktor Martin Gross in Pension gegangen ist.

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