Wer Kreuzfahrtschiffe liebt und den Namen "Cunard" hört, dessen Herz wird wohl unweigerlich höherschlagen. So klassisch, stilvoll und "britisch" geht es wohl bei kaum anderen Reederei zu! Berühmte Schiffe wie die Mauretania oder die Queen Elizabeth 2 waren in der mehr als 140-jährigen Geschichte unter Cunard-Flagge unterwegs.
Angekommen in der Jetzt-Zeit ist Cunard Teil von Carnival, dem US-amerikanischen Kreuzfahrtkonzern, zu dem beispielsweise Costa Cruises, die Holland America Line oder Aida gehören. Mit der Queen Mary 2, der Queen Victoria und der Queen Elizabeth sind aktuell drei Schiffe im bekannten rot-schwarz-goldenen Design der Marke unterwegs.
2024 ist für Cunard ein ganz besonderes Jahr, da mit der Queen Anne ein neues Schiff übernommen wird, die das nautische Quartett sozusagen komplettiert. Auf die vierte "Königin" blickt man mit großen Erwartungen voraus - sie ist nicht nur das (nach Passagierzahl) größte Schiff der Flotte - sie soll auch das klassische Marken-Design etwas auffrischen.
Cunard ist auch im deutschsprachigen Raum nicht unbekannt - nicht zuletzt deswegen, weil jedes Jahr einige Transatlantikreisen der Queen Mary 2 von der Hamburg aus auf Reise gehen. Für Marketing und Vertrieb in Deutschland sowie - seit Jänner 2024 auch in Österreich und der Schweiz - ist Anja Tabarelli verantwortlich. ReiseInsider traf sie zum ausführlichen Gespräch - natürlich über die Queen Anne, aber auch über die Besonderheiten der Marke Cunard.
ReiseInsider: Cunard ist ja eine klassische, britisch angehauchte Marke für Kreuzfahrten. Welcher Prozentanteil an Gästen kommt aus dem nicht-angloamerikanischen – insbesondere aus dem deutschsprachigen – Raum?
Anja Tabarelli: Das unterscheidet sich je nach Abfahrtshafen. Wenn wir zum Beispiel von Hamburg ablegen, haben wir schon einmal zwei Drittel an deutschsprachigen Gästen an Bord. Über das gesamte Angebot gerechnet, ist der prozentuelle Anteil rund fünf bis sechs Prozent. Führend ist tatsächlich der britische Markt, gefolgt vom amerikanischen. Danach haben wir den australischen und asiatischen Bereich und dann kommt schon der deutsche Markt.
Sie sind seit 1. Jänner 2024 neben Marketing und Vertrieb in Deutschland nun auch für die Schweiz und Österreich zuständig. Was sind Ihre Ziele mit Cunard in den beiden "neuen" Ländern?
Die Marke Cunard wurde in den letzten 12 Jahren in der Schweiz und Österreich von einem Generalagenten betreut, der das auch wirklich großartig gemacht hat. Nun entschied sich die Geschäftsführung in England, dass es mehr Sinn macht, den DACH-Markt sprichwörtlich unter ein Dach zu bringen. Das bedeutet vor allem, dass wir entsprechende Synergieeffekte nutzen können.
Beide Märkte waren uns immer sehr wichtig, jetzt nach 12 Jahren fangen wir hier wieder neu an – von Seiten der Vertriebslandschaft haben wir durchwegs positive Signale erhalten. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir proportional zum Kapazitätszuwachs durch unser neues Schiff Queen Anne auch das entsprechende Wachstum erreichen. Wir reden hier von etwa 35 Prozent Plus durch das vierte Schiff, die wir auch auf den beiden Märkten Österreich und Schweiz absetzen wollen.
Wie wollen Sie das schaffen?
Indem wir die Kontakte zu den Vertriebspartnern aus- und wieder aufbauen. Wir waren schon auf einer Roadshow durch Österreich unterwegs, wo wir neue Vertriebspartner kennenlernen durften. Und wir werden auch beispielsweise an Messen teilnehmen und Kundenabende veranstalten.
Wenn wir schon beim Thema Vertrieb sind: Wie wichtig ist für eine Marke wie Cunard noch der klassische, stationäre Vertrieb – also das Reisebüro?
Natürlich können und wollen wir die Augen nicht vor dem Onlinevertrieb verschließen – da sind wir auch auf vielen Kanälen präsent. Cunard ist allerdings ein sehr spezielles und auch erklärungsbedürftiges Produkt. Mein Fokus liegt daher immer noch auf dem stationären Bereich, der uns wichtig ist. Hier legen wir sehr viel Wert auf das "Lernen" des Produkts – beispielsweise über Webinare, Reisebüroschulungen oder Seminarreisen.
Der neue Stolz von Cunard ist die Queen Anne. Wird sie pünktlich im Mai auf ihre erste Reise gehen?
Ja, wird sie – ich habe nichts Gegenteiliges gehört! Sie soll Mitte April übernommen werden und dann Ende April in Southampton ankommen, sodass wir pünktlich am 3. Mai zu unserer Jungfernreise ablegen können.
Was ist das Besondere an der Queen Anne?
Die Queen Anne ist von der Vergangenheit inspiriert – man wird also an Bord jede Menge traditionelle Cunard-Elemente vorfinden, die an die lange Historie erinnern. Es wird aber auch viele moderne Aspekte an Bord geben – etwas durch sehr frische Farben und ein helles und lichtdurchflutetes Design. Cunard hat aber auch neue Unterhaltungskonzepte wie die Bright Lights Society geschaffen – eine Bar, wo es in einem eher kleinen Kreis verschiedene Aufführungen von Jazz bis Burlesque geben wird.
Für welche Klientel ist die Queen Anne besonders gut geeignet – für welche weniger?
Ich höre immer wieder die Meinung, dass Cunard nur was für alte Leute sei – das kann ich aber so überhaupt nicht unterschreiben. Natürlich ist unser Zielpublikum schon 50 plus – aber wir finden immer mehr jüngere Leute an Bord, die die klassische Kreuzfahrt schätzen und sich beispielsweise für den Abend schick machen wollen. Ich erwarte mir, dass wir viel mehr Reisende der Zielgruppe ab 30 oder 35 Jahren auf der Queen Anne begrüßen dürfen.
Wie sieht es auf der Queen Anne mit Kinderbetreuung aus?
Die wird es auch geben. Wir haben gerade in den Ferien auch Familien mit Kindern an Bord, obwohl wir nicht das klassische Kinderprodukt, wo es von morgens bis abends Unterhaltung gibt, bieten. Was man wissen muss: Auch die Kinderbetreuung ist bei Cunard englischsprachig – für viele Kinder ist das aber gar kein echtes Problem.
Cunard ist schon seit längerem eine der vielen Marken von Carnival. Wie eigenständig kann Cunard hier eigentlich agieren?
Die Carnival Corporation legt viel Wert darauf, dass jede Brand autark, mit eigenen Büros und eigenem Personalstand arbeitet und so die DNA der einzelnen Marken bildet. Unter dem Dach von Carnival zu sein, bringt viele Vorteile mit sich – beispielsweise im Einkauf. Alle Marken sind aber tatsächlich unique.
Was gefällt Ihnen persönlich besonders an Cunard?
Da gibt es viele Dinge – ich bin ja schon seit 30 Jahren für Cunard tätig und leite seit 23 Jahren die deutsche Niederlassung in Hamburg. Mir gefällt die Tradition der klassischen Kreuzfahrt, die sich – was ich auch immer wieder von Vertriebspartnern höre – so sehr von anderen Anbietern unterscheidet.
Wir betreiben mit der Queen Mary 2 auch als einzige einen "richtigen" Atlantik-Liner, der speziell für Transatlantik-Fahrten gebaut ist. Sie hat einen entsprechenden Tiefgang und "durchpflügt" das Meer richtiggehend. Damit führen wir die klassische Tradition der Transatlantiküberquerungen fort – heute auf eine luxuriöse und zeitgemäße Art.
Was ich an Cunard noch besonders schätze, ist, dass wir die ganze Welt bereisen. Wir haben keine Standardrouten, wo man beispielsweise vier Monate lang dieselbe Strecke befährt. Und damit einhergehend gibt es an Bord auch eine sehr kosmopolitische Atmosphäre – wir zählen eigentlich nie weniger als 15 bis 20 verschiedene Nationen an Gästen an Bord. Bei den Crews sind es sogar meist 30 bis 40.
Der deutschsprachige Reisende findet also ein sehr internationales Flair vor – er bekommt aber trotzdem beispielsweise Menükarten oder das Tagesprogramm in seiner eigenen Sprache. Und es gibt auch eine deutschsprechende Hostess an Bord, die sich um die Gäste kümmert.
Das alles macht eben für mich den besonderen Charme der Marke Cunard aus!
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