Seit 2014 steuert Ethiopian Airlines den Flughafen Wien im Liniendienst an - mehr als eine Million Passagiere nutzten seitdem gewissermaßen die "Rennstrecke" in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba. Neben dem Direktverkehr ist die Route aber auch für Umsteiger interessant - gerade ins zentrale und südliche Afrika, aber auch zu Zielen im Indischen Ozean.
Wer viel auf der Langstrecke unterwegs ist, weiß oft die Vorzüge der Business Class zu schätzen: Bequemere Sitze, besseres Essen und diverse praktische Services am Flughafen wie beispielsweise eigene Check-In-Schalter mit kurzer Wartezeit, Fast Track bei der Sicherheitskontrolle oder Lounge-Zugang sind hier häufig inkludiert. Der Nachteil: Die Tickets für sind in der Regel empfindlich teurer.
Die Wien-Flüge werden mit Flugzeugen des Typs Boeing 787 und 777 in unterschiedlichen Konfigurationen bedient. Allen ist gemeinsam, dass sie über eine Zwei-Klassen-Bestuhlung (Economy und Business Class) verfügen - eine Premium Eco oder eine First Class gibt es bei Ethiopian nicht.
ReiseInsider testete die Business Class - die bei Ethiopian Cloud Nine genannt wird - auf einem Nachtflug von Wien nach Addis Abeba. Zusätzlich führten wir noch einen weiteren kurzen Flug von der äthiopischen Hauptstadt nach Entebbe in Uganda durch, über den wir in dieser Review auch kurz berichten.
Der Check-In findet in Wien im Terminal 3 statt - dieser gestaltete sich mit einem eigenen Schalter für die Business Class Passagiere rasch und unkompliziert. Die Flugzeuge von Ethiopian stehen in Wien in der Regel am Pier Nord, also dort, wo unter anderem auch Austrian Airlines abgefertigt wird. Als Lounge steht den Ethiopian-Business-Reisenden die SkyLounge zur Verfügung, von der es praktischerweise einen direkten Zugang zur automatischen Pass-Kontrolle gibt.
Komfortable Sitze
Beim Boarding gab es keine (zumindest für uns hörbaren) Aufrufe nach Boardinggruppen oder dergleichen - trotzdem ging der Vorgang recht zügig vonstatten. Wir waren mit einer Boeing 787-9 "Dreamliner" unterwegs, welche die neueste Generation von Business Class Sitzen bei Ethiopian hat. Dabei wurde der Collins Super Diamond Seat verbaut, der von jedem Platz aus direkten Gangzugang bietet.
Bei manchen anderen Flugzeugen des Typs von Ethiopian gibt es eine Version mit Sitzen in einer 2-2-2-Bestuhlung, bei denen man von den Fensterplätzen am Nachbarn vorbei oder - falls dieser schläft - darübersteigen muss, um beispielsweise die Toilette zu besuchen. Wer sich ein Bild davon machen möchte, kann sich die beiden Konfigurationen auf Aerolopa ansehen (alt: www.aerolopa.com/et-789-1, neu: www.aerolopa.com/et-789-2).
Der Collins Super Diamond jedenfalls ist ein äußerst komfortabler Sitz, der sich in eine komplett flaches Bett verwandeln lässt. Er ist leicht schräg gestellt und "schaut" außen in Richtung der großen Fenster der Boeing 787 - die inneren beiden Sitzreihen sind hingegen nach innen gedreht. Das ganze nennt man auch "Reverse Herringbone Seating".
Der Sitz war sowohl in der aufrechten als auch in der Lounge- und Liegeposition bequem - auch als normgroßer Mann konnte man sich gut bewegen. Positiv herauszustreichen sind auch die ausreichend vorhandenen Ablagebereiche, der große und recht stabile Ausklapptisch oder auch der gut dimensionierte Monitor. Zum Aufladen mobiler Endgeräte gibt es zwei USB-A-Ports und eine normale Steckdose. Wifi wird ebenfalls angeboten - wir haben das allerdings nicht getestet.
Hausmannskost statt Haute Cuisine
Interessant ist bei Langstreckenflügen natürlich auch das kulinarische Angebot - hier versuchen sich ja viele Airlines richtiggehend zu übertrumpfen: Man denke etwa an die lukullischen Höhenflüge einer Austrian Airlines (www.reiseinsider.at/details/produkttest-austrian-airlines-business-class) oder Emirates (www.reiseinsider.at/details/reiseinsider-test-neue-emirates-business-class). Bei Ethiopian hat man allerdings das Gefühl, dass man hier eher auf solide Unaufgeregtheit setzt - Hausmannskost statt Haute Cuisine also, und das muss gar nichts Schlechtes bedeuten.
Auf unserem Flug gab es bei der Vorspeise - ohne Wahloption - sehr leckere Shrimps mit Sour Cream samt Salat, bei der Hauptspeise konnte man zwischen einer Chicken Piccata, einem Oven Baked Nile Perch sowie einer Vegetable Polonaise wählen. Das von uns gewählte Hühnergericht war jedenfalls auch sehr gut! Und auch der schokoladig-fruchtige Black Forest Cake der Nachspeise konnte überzeugen. Alles in allem ein nicht extrem aufregendes aber doch sehr gutes Angebot.
Nach der Kulinarik folgt auf Langstreckenflügen für viele Reisende gerne eine Filmstunde: Das Angebot dahingehend war recht großzügig - verschiedene Genres wurden hier abgebildet - von Blockbustern bis zu Neuerscheinungen. Einen kleinen Abstrich gab es allerdings: Die Kopfhörer verfügten nicht über ein aktives Noise Cancelling - trotzdem konnte man recht gut verstehen, was im Film so gesagt wurde.
Spartanische Amenity Kits bei Ethiopian
Amenity Kits gab es an Bord auch - diese waren außen rot und vom Innenleben etwas spartanisch ausgestattet. Der Inhalt: Schlafmaske, Socken, Zahnpflege-Kit, Kamm, Ohrenstöpsel, Kugelschreiber und Lippenpflege. Dazu gab es auch noch separat Schlapfen. Keine wahnsinnig spannende Sache, aber ausreichend - jedoch nicht vergleichbar beispielsweise mit einer Emirates (siehe Reel auf dem Instagram-Kanal von ReiseInsider: www.instagram.com/reel/DIqUjWLs56H)
Last but not least darf natürlich auch auf das Kabinenpersonal nicht vergessen werden. Dieses war durchwegs freundlich-zurückhaltend und wirkte sehr professionell. Besonders schön war hier die teilweise landestypische Kleidung der Flugbegleiterinnen, die daran erinnerte, dass man sich an Bord einer afrikanischen Airline befindet.
Fazit Langstrecke
Der knapp sechsstündige Flug von Addis Abeba zeigte ein sehr gutes und solides Bordprodukt in der Business Class - hier macht Ethiopian sehr viel richtig, was nicht zuletzt durch die diversen Auszeichnungen bestätigt wird, welche die Airline in den letzten Jahren einheimsen konnte.
Wie eingangs erwähnt, war Addis Abeba lediglich der Umsteigepunkt unserer Reise - weiter ging es mit einer kleineren Boeing 737 in knapp zwei Stunden nach Entebbe in Uganda. Vom Umsteigen und dem Weiterflug soll hier auch noch kurz geschildert werden.
Volle Cloud Nine Lounge in Addis Abeba
Nach der Landung am Bole International Airport ging es zuerst einmal zu einer Sicherheitskontrolle - glücklicherweise mit Priority Lane. Der Flughafen selbst ist modern und bietet auch ein gutes Shopping-Angebot. Wir wollten nach dem Nachtflug allerdings in der Lounge ausspannen.
In Addis Abeba betreibt Ethiopian Airlines unter anderem die Cloud Nine Lounge. Die internationale Business?Class?Lounge liegt gegenüber Gate A13 (Terminal 2) und ist rund um die Uhr geöffnet. Siebietet zahlreiche Annehmlichkeiten wie Buffet, Bar, Wifi, Duschen, Gebets- und Ruheräume sowie eine eigene Raucherecke.
Wir waren zu der Hauptumsteigezeit am Vormittag da und haben gemerkt, dass sich die Lounge sehr schnell und stark füllt - sodass es zeitweise schwierig sein kann, einen Sitzplatz zu finden. Unser ReiseInsider-Tipp: Möglichst rasch nach der Landung hinein - zu diesem Zeitpunkt gegen 6 Uhr morgens war es bei uns noch angenehm leer.
Business Class mit ungewohnter Bestuhlung
Auf dem Flug nach Entebbe setzt Ethiopian meist die Boeing 737 ein, die in der Business Class gegenüber vielen europäischen Airlines eine Besonderheit aufweist: Sie ist nämlich fix abgetrennt und verfügt über Sitze in einer 2-2-Konfiguration. Bei Austrian beispielsweise gibt es nur einen Cabin Divider und in den Airbus-Flugzeugen zweimal drei Sitze in einer Reihe, wobei der Mittelsitz freigehalten wird.
Auf unserem Ethiopian-Flug gab es jedenfalls deutlich mehr Komfort (obwohl die Sitze schon so manche Verschleißerscheinung zeigten) - und auch mehr Beinfreiheit. Die Kulinarik kam auch auf diesem Flug nicht zu kurz: Eines aus drei warmen Wahlmenüs (bei uns Jerk Chicken, Namibian Beef Stew und Tanzanian Coconut Fish Curry) wurde gemeinsam mit Salat und einem Kuchen serviert. Auch hier: Ein sehr gutes Essen! Serviert wurde übrigens - wie auf dem Langstreckenflug - auf Porzellan mit Stoffservietten.
Gesamtfazit
Um zusammenzufassen: Ethiopian Airlines war bei unserem Test eine Airline, die es in der höheren Komfortklasse sehr angenehm macht, auf der Langstrecke zu fliegen. Gerade die von uns genutzte neueste Business-Class-Version in der Boeing 787 konnte überzeugen. Was Ethiopian nicht bietet, ist der überschwängliche Luxus, wie man ihn beispielsweise von Golf-Airlines kennt. Aber braucht man den wirklich immer, um einfach nur komfortabel von A nach B zu kommen?
FAQ: Ethiopian Airlines Business Class im Schnelldurchgang
- Welche Sitzkonfiguration hat die Ethiopian Airlines Business Class?
In der Boeing 787-9 setzt Ethiopian Airlines teilweise auf den Collins Super Diamond Seat in einem 1-2-1-Layout mit direktem Gangzugang von jedem Platz. Teilweise kommt auf diesem Muster aber auch eine 2-2-2-Bestuhlung zum Einsatz. - Wie komfortabel sind die Sitze in der Ethiopian Airlines Business Class?
Die Collins Super Diamond Sitze lassen sich in ein komplett flaches Bett verwandeln, bieten viel Ablagefläche, große Monitore sowie USB- und Stromanschlüsse. - Was bietet die Ethiopian Airlines Cloud Nine Lounge in Addis Abeba?
Die Cloud Nine Lounge am Bole International Airport verfügt über Buffet, Bar, WLAN, Duschen, Ruheräume - und einen Blick Richtung Stadt. Sie ist rund um die Uhr geöffnet. - Wie ist das Essen an Bord der Ethiopian Airlines Business Class?
Auf Langstrecken gibt es mehrgängige Menüs mit Vorspeise, Hauptgericht und Dessert. Die Auswahl reicht von internationalen Gerichten, umfasst aber auch regional inspirierte Speisen. - Gibt es WLAN an Bord der Ethiopian Airlines Business Class?
Ja, auf der Langstrecke wird WLAN angeboten. Die Qualität und Geschwindigkeit können jedoch je nach Flugstrecke und Flugzeugtyp variieren. - Lohnt sich die Ethiopian Airlines Business Class?
Für Reisende, die auf Komfort und direkte Umsteigeverbindungen nach Afrika, ist die Business Class von Ethiopian Airlines eine empfehlenswerte Wahl. - Für welche touristischen Ziele bietet sich Ethiopian an?
Zuerst natürlich Äthiopien selbst, das natürlich aufgrund seiner Geschichte, Kultur und Natur eine Reise wert ist. In Afrika erreicht man weiters unter anderem Nairobi in Kenia (Safari-Hotspot für die Masai Mara, Tsavo und Amboseli Nationalparks), Kilimanjaro und Sansibar in Tansania (Trekking, Safari, Strandurlaub), Entebbe in Uganda (Gorilla-Trekking und Safari), Kigali in Ruanda (ebenfalls Gorilla-Trekking), Windhoek in Namibia (Safari, Wüstentouren), Maputo auf Mozambique (Strand- und Inseltourismus) oder auch Kapstadt bzw. Johannesburg in Südafrika (Kultur, Natur, Safari). Im Indischen Ozean sind es die Seychellen, Mauritius, Madagaskar oder auch die Komoren, die via Addis Abeba gut erreicht werden können.
Die Tickets für diesen Produkttest wurden nicht zur Verfügung gestellt. ReiseInsider oder die Cubo Media GmbH haben keine finanzielle Zuwendung oder sonstiges Sponsoring für diesen Artikel erhalten. Bitte beachten Sie: Die Informationen in diesem Artikel wurden nach bestem Wissen recherchiert – eine Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität können wir nicht übernehmen.
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