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Flughafen Wien will weiter ausbauen

Erstellt von Martin Dichler.  Veröffentlicht am 09.12.2024

ReiseInsider-Interview mit Airport-Chef Julian Jäger: Erweiterung der Pierkapazitäten nächster geplanter Expansionsschritt.

Der Pier Nord könnte in ein paar Jahren ausgebaut werden. © ReiseInsiderJulian Jäger leitet gemeinsam mit Günther Ofner den Flughafen Wien. © Martin Dichler

Vor kurzem veranstaltete der Flughafen Wien gemeinsam mit dem Flughafen Branchenverband ACI (Airports Council International), der mehr als 500 Flughäfen weltweit vertritt, dass "Vienna CESEE Airport Forum".  Über 180 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Luftfahrt waren vor Ort vertreten, um über das Potential, die Herausforderungen und Chancen der Industrie zu diskutieren.

Laut ACI Europe Direktor Olivier Jankovec können heute bereits 43 Prozent der europäischen Flughäfen mehr Passagiere als vor Ausbruch der Pandemie verzeichnen,  gleichzeitig stieg aber auch die Schuldenlast der europäischen Flughäfen um 33 Prozent an. Der Geschäftsverkehr hinkt weiter bei den Zahlen hinterher und liegt rund 20 Prozent unter den Werten vor 2019. Die größten Herausforderungen haben laut Jankovec kleine Regionalflughäfen mit weniger als zwei Millionen Passagieren jährlich. Laut ACI Europe wird die Nachfrage insgesamt auch in den nächsten Jahren weiter steigen.

Im Rahmen der Veranstaltung hat der ReiseInsider die Möglichkeit genutzt, um Flughafenvorstand Julian Jäger als Gastgeber des Events zum Gespräch zu bieten.

ReiseInsider: Warum veranstaltet der Flughafen Wien das "1. Vienna CESEE Airport Forum"?

Julian Jäger: Wir sind Teil von Zentral und Osteuropa und ich sehe den Flughafen Wien als Brückenbauer zwischen Ost- und Westeuropa, deshalb ist es uns wichtig das wir das Potential in der Region noch stärker zu fördern. Natürlich ist die Region auch ein wichtiger Markt für uns und Austrian Airlines, weshalb sich die Ausrichtung einer Veranstaltung dieser Art einfach angeboten hat.

Würden Sie der Aussage zustimmen, dass die Zukunft der Luftfahrt in Europa in Süd-Osteuropa liegt?

Das ist vielleicht etwas hochgegriffen, aber ein wesentlicher Treiber des zukünftigen Wachstums in Europa wird vermutlich in Südosteuropa liegen. 

Der Flughafen feierte heuer seinen 70-jährigen Geburtstag, wie würden Sie die Entwicklungen im Jubiläumsjahr beschreiben?

Wir haben uns schneller erholt, als wir dies nach der Pandemie erwartet haben. Ich bin deshalb sehr zufrieden mit den Entwicklungen, wir hatten den besten Sommer in unserer Geschichte mit sehr starken Monaten und werden jedenfalls über 30 Millionen Passagiere erreichen. Ob wir das Vorkrisenniveau von 31,7 Millionen im Jahr 2019 erreichen oder überschreiten, wird sich jedoch erst in den letzten Tagen dieses Jahres entscheiden.

Woher kommen die vielen Passagiere, haben sich neue Märkte aufgetan?

Die Verkehrsströme haben sich verschoben: Wir haben weniger Verkehr nach Deutschland oder in die Schweiz, gleichzeitig transportieren Austrian Airlines und Low Cost Airlines heute mehr Passagiere als vor der Pandemie. Der Krieg in der Ukraine und im Nahost dämpfen die Nachfrage allerdings.

Ohne die beiden Konflikte würde der Flughafen Wien mit Sicherheit heuer einen neuen Passagierrekord zählen?

Ohne die beiden Kriege würden wir auf alle Fälle einen neuen Allzeitrekord verzeichnen, wobei das eine rein hypothetische Rechnung ist. Wenn man die beiden Märkte gemeinsam mit Deutschland rechnet, würde das mindestens 1,5 Millionen zusätzliche Passagiere für uns bedeuten.

Die Branche hatte eigentlich befürchtet, dass nach dem Jubeljahr 2023 wieder ein Nachfrageeinbruch zu verzeichnen ist, doch genau das Gegenteil war der Fall. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung, mit wie viel Passagieren rechnen Sie 2025?

Aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung sind Prognosen derzeit noch etwas schwierig, wir werden unsere konkrete Einschätzung Mitte Jänner bekanntgeben. Aufgrund der guten Wachstumsentwicklungen in den letzten beiden Jahren haben wir hier nicht so einen großen Druck weiter wachsen zu müssen, die Vorausbuchungen in den nächsten Wochen sind auf alle Fälle sehr gut.

Sie haben vor kurzem davon gesprochen, dass eine Entscheidung über den Bau der 3. Piste im Jahr 2026 fallen soll. Stellt sich die Frage nach 20 Jahren Diskussion über das Projekt überhaupt?

Selbstverständlich! Wir werden aus heutiger Sicht im Jahr 2026 über den Bau entscheiden. Bis dahin gilt, was wir immer gesagt haben: Die 3.Piste wird nur dann gebaut, wenn die rechtliche Genehmigung vorliegt und sie wirtschaftlich darstellbar ist.

Bis 2027 soll bekanntlich die Terminal-Süderweiterung fertig sein, wie sieht es bis dahin mit den Kapazitäten aus, vor kurzem haben Sie ja People Mover im Pier Nord ausgebaut um mehr Platz zu schaffen?

Wir bauen die Terminal 3 Süderweiterung um mehr Komfort für die Passagiere zu schaffen, weil wir sehen, dass wir hier zu wenig Platz zur Verfügung haben. Die Süderweiterung wird mit zusätzlichen 10.000 Quadratmetern Fläche sehr großzügig dimensioniert sein und mehr Lounges, Gastro- und Shoppingmöglichkeiten und größere Wartebereiche für die Passagiere beinhalten. In Summe wird es ein viel besseres Flughafenerlebnis für den Passagier sein, aber an Wachstumsgrenzen stoßen wir bis zur dessen Fertigstellung sicherlich nicht.

Der Flughafen benötigt vermutlich auch mehr terminalnahe Gates, eine Verlängerung des Pier Nord steht auch im Raum?

Das ist ein Projekt an dem wir arbeiten und das vermutlich nach Beendigung der Süderweiterung angegangen wird. Derzeit ist es aber noch zu früh um über eine mögliche Eröffnung zu sprechen, es fehlen noch Kostenschätzungen und vieles mehr zu diesem Projekt. Die Erweiterung und Erhöhung der Pierkapazitäten ist aber der nächste geplante Expansionsschritt.

Austrian CEO Annette Mann hat vor kurzem die hohen Kosten in Österreich angesprochen und damit wohl auch indirekt den Flughafen Wien angesprochen. Teilen Sie die Meinung von Frau Mann?

Wir sind substantiell günstiger als Frankfurt oder Zürich und wir sind auch absolut wettbewerbsfähig gegenüber Prag oder Budapest. Hier liegen wir vielleicht 5 bis 10 Prozent höher, aber das reflektiert auch die höheren Kosten in Österreich. Wir haben eine ausgezeichnete Kooperation mit Austrian Airlines und fühlen uns hier nicht angesprochen.

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