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China Airlines: "Es besteht noch ein gewisser Nachholbedarf in Europa"

Erstellt von Martin Dichler.  Veröffentlicht am 25.06.2023

Jong-Wei Tseng - General Manager der taiwanesischen Fluglinie für Österreich - im Interview.

Jong-Wei Tseng. © Martin DichlerAirbus A350 von China Airlines. © Martin DichlerKomfortable Business Class an Bord des Airbus A350 von China Airlines. © Martin Dichler

Seit April 2023 ist Jong-Wei Tseng neuer General Manager bei China Airlines in Österreich. ReiseInsider lud den Repräsentanten der taiwanesischen Fluglinie in Wien zum Gespräch.

Wie gut haben Sie sich bereits eingelebt? Wie gefällt es Ihnen in Österreich?

Ich liebe Wien, es entspricht genau den Beschreibungen meiner Kollegen. Die Österreicher sind sehr nett zu mir, auch wenn man kein Deutsch spricht. Sie helfen mir sehr, und um ehrlich zu sein, sind die Österreicher viel freundlicher als viele Menschen, die ich zuvor im europäischen Ausland getroffen habe.

In welchen Ländern haben Sie zuvor für China Airlines gearbeitet?

Ich habe meine Auslandskarriere für China Airlines ursprünglich 2009 in Frankfurt begonnen, dann habe ich in Bangkok und schließlich in China gearbeitet. Ich konnte also schon viele verschiedene Kulturen erleben und zahlreiche Eindrücke während meiner Zeit im Ausland sammeln.

Kommen wir nun zu China Airlines. Inwieweit hat sich Ihre Fluggesellschaft von den Folgen der Pandemie erholt, fliegen Sie wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie?

Noch nicht ganz, wir decken heute wieder etwa siebzig Prozent des früheren Volumens ab. Das ist schon ganz gut, aber wir erwarten hier in naher Zukunft noch mehr. Unsere Strecken in die USA sind wieder auf dem Niveau wie vor Covid, aber bei den anderen haben wir sicher noch Nachholbedarf.

Es scheint, dass die Taiwanesen immer noch sehr vorsichtig sind, wenn sie ins Ausland reisen?

Ja, das stimmt, die ersten Ziele, die die Taiwanesen nach der Pandemie wieder verstärkt bereisen, sind Japan und Korea. Die Menschen sind froh, wieder zu reisen, aber noch nicht nach Europa, wo sie immer noch vorsichtig sind. Ich habe jedoch kürzlich einige Gruppenreisende am Wiener Flughafen befragt, und viele Passagiere sagten mir, dass sie dieses Jahr wieder nach Europa reisen wollen.

China Airlines hat im vergangenen Oktober nach 30 Monaten die Verbindung Wien-Taipeh wieder aufgenommen, wie zufrieden sind Sie mit dieser Entwicklung?

Unsere Buchungen sind in ganz Europa bis zum dritten Quartal konstant gut. Dennoch besteht noch ein gewisser Nachholbedarf, um die Zahlen von vor der Pandemie zu erreichen.

Was sind Ihre Ziele in Österreich?

Zunächst einmal muss ich sagen, dass der österreichische und CEE-Markt, für den ich verantwortlich bin, im Vergleich zum restlichen China Airlines-Netzwerk in Westeuropa eher klein ist. Mein Ziel ist es jedoch, die Verbindung nach Wien das ganze Jahr über stabil zu halten, die Flugzeiten anzupassen und vielleicht die Anzahl der wöchentlichen Verbindungen zu erhöhen.

Am 18. Juli werden Sie neue Direktflüge von Taipeh nach Prag einführen. Machen Sie sich Sorgen, dass dies negative Auswirkungen auf Ihre Wien-Verbindung haben könnte?

Das könnte man meinen, aber meiner Meinung nach ist das nicht so. In diesem Jahr wurden zum ersten Mal Flüge nach Prag angeboten, und ich bin überzeugt, dass sich die Ausweitung des Angebots für Passagiere, die von Europa nach Asien reisen wollen, auch positiv auf meine Flüge nach Wien auswirken kann. 

Die Inflation und Teuerung macht den Menschen das Leben schwer, merken Sie das auch an einer sinkenden Nachfrage nach Ihren Premiumprodukten?

Das ist nicht sofort spürbar, aber es gibt durchaus Anzeichen für einen Rückgang bei den Business-Buchungen. Gerade unser Premium Economy Produkt, das wir als einziges auf der Verbindung von Wien nach Taipeh anbieten, wird aber weiterhin sehr gerne gebucht. Im Vergleich zu früher wird heute viel bewusster geflogen, Spontanreisen werden seit Covid eher seltener gemacht, heute gibt es immer einen konkreten Grund für eine Reise.

Welche Destinationen sind nach wie vor die beliebtesten ab Wien?

Meine Passagiere aus Wien reisen am liebsten über unseren Hub in Taipeh nach Asien, vorzugsweise nach Denpasar (Bali), auf die Philippinen und zur Überraschung vieler auch nach Tokio. Der Punkt-zu-Punkt-Verkehr zwischen Wien und Taipeh ist heute wie auch in der Vergangenheit eher gering.

Sehen Sie in Ihren Märkten noch ein Potenzial für weitere Verbindungen?

Wir schauen uns immer alle möglichen Optionen an und prüfen sie. Derzeit jedoch, nach der Eröffnung unserer Flüge nach Prag im Juli, scheint die Aufnahme weiterer neuer Strecken in Europa in naher Zukunft nicht praktikabel.

Umweltschutz ist ein wichtiges Thema für China Airlines. Im Mai hat Ihre Fluggesellschaft an der Skyteam "Sustainable Flight Challenge" teilgenommen, was war das Besondere an diesem Flug?

Wie Sie wissen, haben wir alle ein großes Ziel: Bis 2050 soll der weltweite Luftverkehr CO2-neutral sein, und das ist eine große Aufgabe. Am 22. Mai haben wir an der vom Luftfahrtverband Skyteam organisierten "Sustainable Flight Challenge" teilgenommen, bei der es darum ging, einen möglichst umweltfreundlichen Flug zu absolvieren. Zum ersten Mal in der Geschichte Taiwans fand am 22. Mai ein Passagierflug mit der Beimischung von nachhaltigem Flugbenzin (SAF) zwischen Taipeh und Singapur statt. Bereits seit 2017 werden diese Treibstoffzusätze bei Auslieferungsflügen neuer Flugzeuge verwendet, aber noch nie zuvor hat ein Passagierflug mit SAF-Beimischung in Taiwan stattgefunden. Dieser Linienflug war aber auch aus einem anderen Grund ein ganz besonderer Flug, denn es ging auch darum, so wenig Abfall wie möglich zu produzieren und gleichzeitig so nachhaltig wie möglich zu sein.

Stimmt es, dass die Passagiere ihr eigenes Besteck und ihre eigenen Getränkebecher mit an Bord nehmen konnten, um Abfall zu vermeiden?

Ja, das stimmt. Auch wenn ich noch keinen Bericht nach dem Flug erhalten habe, weiß ich, dass man sich wirklich bemüht hat, den Flug so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Ein sehr bekanntes Catering-Unternehmen bereitete für diesen Flug ein spezielles Menü vor, jeder Passagier konnte sein Essen im Voraus bestellen und sein eigenes Besteck und seine eigenen Getränkebecher mitbringen. Während des Fluges gab es aber auch eine Verlosung unter den mitreisenden Passagieren, bei der Reisetaschen aus ausrangierten Flugzeug-Rettungswesten verlost wurden.

Martin Dichler

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