hills left
hills right

ReiseInsider-Test: Scheiblhofer The Resort, Andau

Veröffentlicht am 06.02.2023

Das neue Hotel im burgenländischen Seewinkel ist richtig cool - zur vollständigen Begeisterung fehlen aber ein paar Kleinigkeiten.

The Resort befindet sich am Ortsrand von Andau. © ReiseInsiderLässig eingerichtete Zimmer. © ReiseInsiderNüchtern-elegant eingerichtetes Bad. © ReiseInsiderGut sortierte Minibar im Zimmer. © ReiseInsiderDas eindrucksvolle Atrium. © ReiseInsiderPflanzen spielen im The Resort eine große Rolle. © ReiseInsiderEines der beiden Pools im Spa-Bereich. © ReiseInsiderAmbitionierte Gerichte im Restaurant Infinity. © ReiseInsiderDessertbuffet beim Abendessen. © ReiseInsider

Die Familie Scheiblhofer im burgenländischen Andau zählt zu den bekanntesten Winzern der Region. Weine wie „Big John“ oder „The Legend“ sind weit über die österreichischen Grenzen hinaus bekannt. Neben dem Weingut mit seinem markant-modernen Gebäude führt man in Andau noch ein gemütliches Restaurant namens The Quarter sowie Gästezimmer mit dem selbstironischen Namen The Hang Over.

Dies war für Chef Erich Scheiblhofer allerdings nicht genug: Nach zwei Jahren Bauzeit erfüllte er sich einen Lebenstraum und eröffnete in seiner Heimatgemeinde ein Resort. Und zwar gleich eines der größten im Nordburgenland - und noch dazu eines mit gewagter und progressiver Architektur. Ausgerichtet ist es sowohl für Urlauber und Familien als auch für Seminar- und Eventgäste, für die ein recht großer Meetingbereich eingerichtet worden ist.

ReiseInsider hat sich jedenfalls die Gelegenheit nicht nehmen lassen, dieses spannende neue Resort nach ein paar Monaten Einarbeitungszeit etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis ist durchwegs gut - Optimierungspotential gibt es aber schon.

Lage 8/10

Das im Mai 2022 eröffnete Hotel (ReiseInsider berichtete) befindet sich eine gute Fahrstunde von Wien entfernt im burgenländischen Seewinkel, der Region östlich des Neusiedler Sees, in die sich der Steppensee seinerzeit ausgedehnt hat (wovon übrigens die wenigen verbliebenen „Lacken“ zeugen). The Resort liegt am Ortsrand der kleinen Nationalparkgemeinde Andau inmitten von Weingärten und mit Blick auf die die rund 70 Windräder des hiesigen Windparks, der ein paar hundert Meter entfernt beginnt und der zur künftigen Energieautonomie des Burgenlandes beiträgt. Gerade in der Nacht bieten die roten Lichter der Windräder ein spektakuläres Bild!

Andau selbst ist ein beschaulich-kleiner Ort mit vielen alten Streckhöfen - mit 116 Metern über der Adria handelt es sich um die tiefstgelegene Gemeinde Österreichs. Architektonisch interessant ist die 1931 errichtete Pfarrkirche St. Nikolaus, die als erste „moderne“ Kirche des Burgenlandes gilt. Von geschichtlicher Bedeutung ist die Brücke von Andau ein paar Kilometer südlich des Ortes, über die 1956 während des ungarischen Volksaufstandes zehntausende Menschen über den Einserkanal nach Österreich geflüchtet sind, bis sie gesprengt wurde (mittlerweile steht dort ein Neubau).

In der Gemeinde selbst findet man einige Gaststätten und Heurige, rundherum kann man unter anderem eine Art Freiluftgalerie besuchen - ein Skulpturenpark an der ehemaligen Fluchtstraße. Dieser soll als Zeichen für „Ablehnung von Gewalt, Intoleranz und Inhumanität, Menschenverachtung und Rassismus“ gelten. Der Andreasberg (eigentlich nur ein kleiner Hügel) bietet eine Aussichtsplattform mit (durch die Flachheit des Burgenlandes) gutem Blick auf die Umgebung - sowie einen Schau-Weingarten und (in den wärmeren Monaten) einen Kletterpark.

Ansonsten kann man in der Umgebung diverse Nachbarorte des Seewinkels und natürlich auch den Neusiedler See selbst besuchen. Nach einer knappen halben Stunde Fahrzeit erreicht man das riesige Outlet-Center in Parndorf mit seinen Shops, Restaurants und einem großen Kino. Von Wien aus benötigt man mit dem Auto wie erwähnt rund eine Stunde über die A4 (Ostautobahn) - mit öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltet sich die Anreise hingegen etwas mühsam. Mit Zug und Bus gibt es hier aber auch eine Möglichkeit, in rund zwei Stunden vom Wiener Hauptbahnhof hierher zu gelangen.

Ausstattung und Design 9/10

Bei der Gestaltung des Resorts haben Bauherr Erich Scheiblhofer und Architekt Arkan Zeytinoglu viel riskiert - unserer Meinung nach waren sie aber mit dem Konzept erfolgreich. Eine Mischung aus Grau und Schwarz, das durch viel Holz und nur wenige Farbnuancen aufgelockert wird, dominiert das Haus. So viel Dunkelheit kann durchaus ins Auge gehen - hier wirkt das Gesamtbild aber tatsächlich harmonisch. Dies liegt wohl auch am Pflanzenmeer in den öffentlichen Bereichen. Das Hotel wird von einem langen zentralen, nach oben über zwei Stockwerke offenen Atrium dominiert, an das sich unter anderem die Rezeption, der Hotelshop sowie das Restaurant und die Bar anschließen. Oben gelangt man von diesem Bereich direkt in die Gästeräume.

In den 118 Zimmern selbst (wir testeten einen „Big John“ Superior Room) setzt sich der Stil fort - dunkle Elemente aber auch viel warmes Holz. Cool ist auch der Einsatz von Glas und Metall: Das Bad ist beispielsweise mit gegliederten Fenstern vom Wohnbereich abgetrennt. Ungewöhnlich ist die Klotüre aus Eisen, die sich zu beiden Seiten öffnet - das Licht geht dabei automatisch an. Die Zimmer sind so ausgestattet, wie man es sich in der Vier-Sterne-superior-Kategorie erwarten darf: Beispielsweise mit einer Rainshower-Dusche, einem großen Fernseher oder einer Minibar. Schön wäre noch gewesen, wenn man einen Wasserkocher und/oder eine Kaffeemaschine vorgefunden hätte - ebenso ein „complimentary“ Mineralwasser. Positiv ist hingegen zu bemerken, dass das inkludierte Wifi gut und schnell funktionierte.

In einem Resort in dem neben Wein auch Wellness groß geschrieben wird, ist natürlich auch dieser Bereich wichtig: Über 4.000 Quadratmeter erstreckt sich der Spa-Bereich, über den es nichts auszusetzen gibt. Hier wurde darauf geachtet, Ruhesuchenden und Familien mit Kindern unterschiedliche Bereiche zuzuweisen - jener für letztere ist vielleicht nicht besonders groß geraten. Ausreichend Liegen waren bei unserem Besuch vorhanden - von manchen Kritikern auf Tripadvisor & Co wurde hingegen bemängelt, dass deren Anzahl mitunter zu knapp bemessern sei.

Zwei nicht allzu riesige Pools mit jeweils Innen- und Außenbereich laden zum Schwimmen ein, diverse Saunen zum Schwitzen. Sportlich ambitionierte Gäste können das gut ausgestattet Fitnesscenter nutzen - wer Körper und Seele sonst etwas Gutes tun will, findet wahrscheinlich bei den diversen angebotenen Treatments - von Massagen über Peelings und Körperpackungen bis hin zu Gesichtsbehandlungen und Maniküre das Passende.

Kulinarik 8/10

Das Restaurant namens Infinity ist alleine von der Einrichtung ein echter Hingucker - auf der Eingangsseite ein riesiger verglaster „Weinkeller“, im Restaurant dann wieder viel Glas und vor allem eine Menge an Pflanzen. Man fühlt sich hier fast schon wie im Urwald. „The Great Dinner“ bezeichnet das Hotel das Abendessen nicht unbescheiden - und tatsächlich wird auch ein sechsgängiges Menü angeboten. Bei diesem konnte man bei unserem Besuch aus zwei Vorspeisen und Suppen sowie drei Hauptspeisen auswählen - die drei anderen Gänge (Salat, Dessert und Käse) waren vom Buffet zu holen.

Die Speisen - wie beispielsweise eine Ceviche oder ein Hirschrücken - waren gut, aber nicht so spektakulär wie beispielsweise im zuletzt getesteten Reiters Reserve Supreme (wobei Geschmäcker natürlich verschieden sind). Das Nachspeisenbuffet war nett - aber nicht allzu aufregend. Die Auswahl bestand hier hauptsächlich aus kleinen Kuchen und Cremen, die auf einem großen Tisch präsentiert wurden. Recht klein und vom Angebot auch nicht wirklich spannend war das Käsebuffet - sehr positiv fiel hingegen die Auswahl an Salaten, Dressings und Ölen auf. Das Frühstücksbuffet des (nach Eigendefinition) „The Legendary Breakfast“ war der Hotelkategorie entsprechend in Ordnung - fein waren die vielen Smoothies und Säfte. Ob man es als „legendär“ bezeichnen sollte, sei dahingestellt - vielleicht hilft es, sich etwas Inspiration von den benachbarten Kollegn der St. Martins Therme & Lodge zu holen.

Soft Skills 7/10

Sehr nett war der Empfang nach der Ankunft an der Rezeption - hier wurde man gleich einmal auf ein Glas Frizzante aus dem eigenen Hause eingeladen, um sich auf den Kurzurlaub einzustimmen. Auch wurde angeboten, beim Hinauftragen der Gepäcks behilflich zu sein - ebenfalls nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Auch sonst war der Kontakt mit dem Personal in weiten Teilen freundlich und entgegenkommend - wenn auch gelegentlich ein wenig mehr Lockerheit und gelebte Herzlichkeit gezeigt werden könnte. Eine schöne Geste waren auch ein Gutschein sowie ein Drip-Stopper als Abreisegeschenke.

Verbesserungspotential gibt es unserer Meinung nach im Restaurant - und zwar schon im ureigensten Interesse des Resorts. Wenn nach dem Servieren von Aperitif und Wasser während der folgenden Gänge weder die Weinkarte angeboten noch nach weiteren Wünschen gefragt wird, ist das nicht unbedingt umsatzfördernd. Immerhin wurde zum Abschluss des sechsgängigen Menüs die Frage nach einem Digestif gestellt. Vielleicht war dies (und auch manche längere Wartezeit) dem Stress durch ein volles Haus oder durch fehlende Koordination unter der Restaurant-Crew geschuldet - ideal ist das in einem Premium-Hotel trotzdem nicht. Diesbezüglich sollten die Mitarbeitenden besser geschult und hinsichtlich solcher „Basics“ im Kundenkontakt sensibilisiert werden.

Preis und Leistung 8/10

Die Preise im The Resort bewegen sich auf dem üblichen Niveau in dieser Kategorie - in unserem Fall standen pro Übernachtung samt Frühstück und Abendessen rund 370 Euro für das Zimmer auf der Rechnung. Wenn an den kleinen Minuspunkten im Restaurantbereich gearbeitet wird, könnte das Haus beim Preis-Leistungs-Verhältnis wohl auch die volle Punktezahl erreichen.

Fazit

Eine insgesamt spannende Neueröffnung, die vor allem auf Seiten der „Hardware“ wirklich sehr viel zu bieten hat: Tolle Architektur und ein weites Wellness-Angebot laden zu einem netten Relax-Aufenthalt ein. Zur vollständigen Begeisterung sollte unserer Meinung nach aber noch an den oben genannten Stellschrauben vor allem im kulinarischen Bereich gedreht werden.

Ein paar Video-Eindrücke von The Resort finden Sie unter diesem Link auf unserem Instagram-Kanal.

 

Das Zimmer für diesen Produkttest wurde nicht zur Verfügung gestellt. ReiseInsider oder die Cubo Media GmbH haben keine finanzielle Zuwendung oder sonstiges Sponsoring für diesen Artikel erhalten. Bitte beachten Sie, dass die Informationen dieses Artikels nach bestem Wissen eingearbeitet wurden - wir können allerdings keine Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität übernehmen.

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Google Captcha ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der erste der kommentiert

Connect