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ReiseInsider-Test: Nicko Cruises Vasco da Gama

Erstellt von Martin Metzenbauer und Ingrid Fiedler.  Veröffentlicht am 16.10.2023

Das mittelgroße Kreuzfahrtschiff in der ausführlichen Review.

Die Vasco da Gama ist für 1.000 Passagiere ausgerichtet. © nicko cruises Schiffsreisen GmbHDie geräumige Balkonkabine. © ReiseInsiderEin Sofa sowie eine Anrichte samt Schreibtisch gehörten auch zum Kabineninventar. © ReiseInsiderDas Bad in der getesteten Balkonkabine. © ReiseInsiderAusblick vom Balkon. © ReiseInsiderDas Atrium erstreckt sich über drei Ebenen. © ReiseInsiderDas Hauptpool kann mit einem Glasdach verschlossen werden. © ReiseInsiderElegante Stiege im Hollywood's. © ReiseInsiderIm Hollywood´s kann man abends Shows besuchen. © ReiseInsiderDie Vasco da Gama wurde 1993 gebaut. © ReiseInsiderIm legeren Club Bistro kann man frühstücken sowie das Mittag- und Abendessen einnehmen. © ReiseInsiderIm The Grill kann man unter anderem Steaks genießen. © ReiseInsiderPhantastisches Matcha-Reis-Mousse mit Gojibeeren im Fusion. © ReiseInsiderIn der Ocean Bar kann man gepflegte Drinks genießen. © ReiseInsider

In der Welt der Kreuzfahrtschiffe gibt eine Superlative der nächsten die Hand: Noch größer, noch ausgefallener, noch schicker. Man könnte meinen, dass ein Veranstalter, die auf diesem stark umkämpften Markt bestehen möchte, an den immer stärkeren Steigerungsformen nicht vorbeikommt.

In so einem Umfeld mutet es schon fast anachronistisch an, wenn man mit einem weniger großen Schiff, das auch nicht mehr zu den allerneuesten und "hippsten" zählt, Erfolg haben möchte. Andererseits gibt es vielleicht doch einige Reisende, denen es weniger um die Frage nach der längsten Wasserrutsche und der tollsten Spielhalle an Bord eines Schiffes geht. Solche, die vielleicht einfach nur in einer angenehmen, ruhigen Umgebung unterwegs sein und die Fahrt sowie die Destinationen genießen wollen.

Die Vasco da Gama ist ein Schiff, das in diese Kerbe schlägt: Sie bietet ihren maximal 1.000 Passagieren zwar viel Komfort und Eleganz, verzichtet aber auf so manchen Unterhaltungs-Schnick-Schnack, den man von den Megalinern wie etwa der Symphony of the Seas kennt. ReiseInsider hatte auf Einladung von Nicko Cruises, unter deren Marke die Kreuzfahrten vertrieben werden, Gelegenheit, die Vasco da Gama auf einer Kurzreise von Kiel über Kopenhagen nach Bremerhaven kennenzulernen.

Schiffsgeschichte
Das 219 Meter lange Schiff wurde im Jahr 1993 fertiggestellt und war bis 2015 als Statendam für die bekannte Holland-America Line unterwegs. Danach erfolgte ein Intermezzo als Pacific Eden in Australien, bevor es 2019 als Vasco da Gama nach Europa zurückkehrte. Nach der Insolvenz der Betreiber wurde es 2020 im Rahmen einer Auktion für kolportiert etwas mehr als 10 Millionen US-Dollar von der portugiesischen Reederei Mystic Cruises übernommen und wird seit 2021 von deren Schwestergesellschaft Nicko Cruises vermarktet. Für Nicko war die Vasco da Gama ein Novum: Zuvor wurden lediglich Flusskreuzfahrtschiffe - wie beispielsweise die Rhein Symphonie - betrieben.

Im Zuge der Übernahme wurde das Hochseeschiff nach bereits erfolgten aufwändigen Renovierungen der öffentlichen Bereiche und Restaurants in den Jahren 2015 und 2017 um einen zweistelligen Millionenbetrag abermals aufgemöbelt: So wurden die Kabinen unter anderem mit neuen Teppichen, Sofas, Vorhängen und Fernsehern ausgestattet. Aber auch in Sachen Umweltschutz gönnte man der Vasco da Gama einige Upgrades wie einen SCR-Katalysator oder ein neues Abwassersystem.

Soviel zu Fakten und Geschichte des Schiffes. Doch wie schneidet es aus Passagiersicht ab? Wie immer ist der erste Eindruck nicht unbedingt entscheidend - aber auch nicht unwichtig: Bei der Einschiffung im Kieler Hafen war dieser jedenfalls sehr gut. Schon von außen betrachtet, machte die Vasco da Gama einiges her: In elegantem blau-weiß lag sie am Kai des Ostseehafens, optisch ansprechend und mit einer gewissen Verve, die man bei vielen größeren Kreuzfahrtschiffen vermisst.

Die übersichtliche Dimensionierung der Vasco da Gama hatte bei der Einschiffung einen großen Vorteil: Obwohl die Reise sehr gut gebucht war, war der Check-In trotz aller Formalitäten und Security-Maßnahmen in Windeseile erledigt. Diese Prozedur kann sich bei größeren Schiffen deutlich länger und stressbehafteter hinziehen.

Schicke Kabinen
Der erste Weg, nachdem man das Schiff einmal betreten hat, führt oftmals in die Kabine. Für unseren Test wurde uns eine Balkonkabine auf Deck 9 zur Verfügung gestellt. Auch hier war der erste Eindruck exzellent: Geräumig, elegant und unaufgeregt zeigte sich das Interieur. Auf dem Balkon war ebenfalls sehr viel Platz, sodass zwei Sofas mit großen Fußauflagen entspannte Stunden mit Blick aufs Meer versprechen sollten.

Die Kabine war insgesamt gut ausgestattet: Neben dem Doppelbett gab es ein bequemes Sofa, eine Anrichte mit Schreibtisch, einen Kühlschrank und auch einen Wasserkocher. Der geschickte Einsatz von Spiegeln ließ den Raum optisch noch großzügiger erscheinen als er ohnehin war. Über das Bad samt WC konnte man - vielleicht abgesehen von einer Armatur, die bereits bessere Zeiten gesehen hat - auch nichts wirklich Negatives sagen. In der heutigen Zeit schon etwas unüblich ist die Badewanne, die in vielen Schiffen eher einer Dusche gewichen ist.

Hinsichtlich der Kabinenkategorien gibt es auf der Vasco da Gama keine großen Überraschungen: Angefangen von den Innenkabinen, über Außenkabinen mit Fenstern bis hin zu den Balkonkabinen und Suiten spannt sich hier der Bogen. Für Familien gibt es spezielle Außenkabinen, die sich mit einer Zwischentür verbinden lassen. Das Highlight ist sicherlich die rund 100 Quadratmeter große Penthouse-Suite mit Balkon, die über abgetrennte Wohn-, Schlaf und Essbereiche verfügt.

Die öffentlichen Areale des Schiffes - wie etwa die Restaurants und Bars, das Theater oder die beiden Pools - befinden sich auf den Decks 7 und 8 sowie 10, 11 und 12. Untereinander verbunden werden diese neben den Stiegenhäusern mit insgesamt acht Aufzügen. Auch in diesen Bereichen ist der erste Eindruck exzellent: Hier wirkt vieles - vom dreistöckigen Atrium angefangen - sehr edel, großzügig und modern. Man merkt, dass immer wieder renoviert, umgebaut und nachgebessert wurde.

Gaumenfreuden
Für die Kulinarik sorgen in erster Linie das Club Bistro mit Buffets und Show-Cooking sowie das Hauptrestaurant Waterfront und die kleineren Lokalitäten namens Mediterranean, Fusion (mit asiatischer Küche), Alfresco Grill (am Hauptpool) sowie das Steakhouse The Grill. An Bord gibt es Vollpension - bei den Speisen ist lediglich das letztgenannte Spezialitätenrestaurant aufpreispflichtig.

Kulinarisch wurde man tatsächlich über Maßen verwöhnt. So gab es abends im Waterfront ein fünfgängiges Menü mit Wahlmöglichkeiten bei der Vor- und Hauptspeise. Darüber hinaus durfte man sich über ein veganes Menü sowie "Unsere Klassiker" freuen, wobei hier frei kombiniert werden konnten. Das "normale" Menü beinhaltete beispielsweise einen Salat vom Hokkaido-Kürbis mit pochiertem Ei, eine Rote-Beete-Suppe mit Meerrettichnocke, Miesmuscheln im Gemüsesud, einen konfierten gegrillten Seeteufel und ein Haselnuss-Dattelkonfekt an Himbeersauce.

Wir testeten neben dem Waterfront auch das Club Bistro, The Grill und das Asienrestaurant Fusion. In Erinnerung geblieben ist uns vor allem letzteres - die Speisen dort waren einfach überwältigend gut! Das Fusion ist daher auch unser spezieller ReiseInsider-Tipp auf der Vasco da Gama! Aber auch sämtliche andere Restaurants waren überdurchschnittlich gut.

Eine Enttäuschung gab es aber doch: Der reguläre Kaffee beim Frühstück im Club Bistro war zumindest für Gäste aus dem verwöhnten Wien fast nicht genießbar. Allerdings gibt es auch die Möglichkeit, sich gegen Zuzahlung oder im Rahmen des Getränkepakets Espresso oder Cappuccino zu genießen, die an der benachbarten Kaffeebar Cappuccino's erhältlich sind.

Faire Getränkepreise und Pakete
Apropos Getränkepaket. Davon gibt es drei Varianten: Eine für "Kids & Teens", bei dem offene alkoholfreie Getränke erhältlich sind, eine namens "Classic" unter anderem mit offenen Hausweinen, manchen Bieren, alkoholfreien Cocktails, einer Auswahl an Aperitifen, offenen alkoholfreien Getränken oder auch dem angesprochenen Cappuccino oder Espresso. Im Paket "Premium" darf man sich dann noch über alkoholische Cocktails oder diverse Premium-Gins, Whiskeys, Liköre etc. freuen. Der Preis schlägt sich mit Stand Oktober 2023 im Katalog 2024/25 mit 14, 33 und 53 Euro pro Person und Nacht nieder.

Wer die Kreuzfahrt nicht gerade sehr alkohollastig (und dann möglicherweise mit unangenehmer Schlagseite) verbringen möchte, ist wahrscheinlich mit dem Classic-Paket gut versorgt. Was uns nämlich auch sehr positiv aufgefallen ist: Die Getränkepreise sind durchaus fair kalkuliert. So waren im Nachtclub The Dome Klassiker wie Caipirinha, Pina Colada oder Swimming Pool zum Zeitpunkt der Reise im September 2023 um jeweils 7,20 Euro zu haben.

Wenn man schon das Nachtleben an Bord anspricht, so gibt es hier auch einige Möglichkeiten, schöne Stunden zu verbringen. Neben dem durchaus spektakulären The Dome im obersten Deck finden sich auch eine Reihe von Bars wie etwa der dunkel-elegante Blue Room, die lebhafte Sports Lounge oder die stimmungsvolle Ocean Bar. Weiters gibt es das zweistöckige Bordtheater Hollywood's mit seinem Showprogramm.

Wer Körper und Seele etwas Gutes tun will, hat an Bord der Vasco da Gama einige Möglichkeiten: Angefangen beim Hauptpool, der dank eines großen Glasschiebedachs sowohl indoor als auch unter freiem Himmel genutzt werden kann. Der Besuch des Fitnesscenters oder des Wellnessbereichs können für Wohlbefinden sorgen - ebenso jener des außenliegende Oasis-Pool am Heck des Schiffes oder der Volley- und Basketballplätze. Für die Unterhaltung der kleinen Gäste wird im Kinderland, das sich über zwei Decks erstreckt, gesorgt. Das vielfältige Tagesprogramm des Schiffs wird jeweils in gedruckter Form am Vorabend in den Kabinen ausgeteilt.

Zeit zum Entdecken
Bei einer Kreuzfahrt sind neben dem Schiff natürlich noch die Destinationen wichtig. Bei unserer Reise war - abgesehen vom Start- und Zielhafen - der einzige Landepunkt die Stadt Kopenhagen. Dabei kann natürlich nicht viel über die jeweiligen Programme gesagt werden. In Kopenhagen selbst wurden aber insgesamt sechs Ausflüge angeboten - neben diversen Stadtrundfahrten und -gängen auch eine Jazz-Kanalfahrt. Das Motto von Nicko Cruises lautet jedenfalls "Time to Discover" - Slow Cruising und viel Zeit an Land sind bei den Reisen mit der Vasco da Gama oft angesagt.

Entsprechend spannend werden auch die Routen gestaltet: Jede Woche die gleiche Strecke zu fahren gibt es hier nicht - ganz im Gegenteil. So ist die Vasco da Gama von Ende Oktober 2023 bis Mitte März 2024 auf einer Weltreise, die vom Kreta über Dubai, Singapur, Australien, Polynesien, Argentinien und Brasilien bis nach Teneriffa führt und auch etappenweise gebucht werden kann. Im Frühling und Sommer 2024 ist sie auf unterschiedlichen Strecken zuerst im Mittelmeer und dann in Nordeuropa unterwegs.

Fazit
Die Vasco da Gama hat überrascht - und zwar durchgehend positiv. Die Mischung aus einem klassischen, überschaubar dimensionierten und sehr gut ausgestatteten Kreuzfahrtschiff mit exzellenter Qualität in nahezu allen Bereichen konnte vollends überzeugen. Auch wenn sie nicht zu den größten und neuesten Schiffen gehört: Wenn die Vasco da Gama in diesem Stil weitermacht, wird sie wohl noch viele Jahre ihr Publikum finden.

Die Schiffstickets für diese Reise wurden von Nicko Cruises zur Verfügung gestellt. Die Redakteure von ReiseInsider hatten bei der Erstellung des Artikels freie Hand - der Veranstalter stellte keine Bedingungen oder nahm Einfluss auf den Inhalt des Berichts.

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