Für viele Menschen stellt das Reisen heutzutage kein großes Hindernis dar - gar nicht so wenige sind es allerdings, die diverse Barrieren vor sich haben, wenn sie beispielsweise Bahn oder Flugzeug nutzen. Diese können ganz unterschiedliche Bereiche betreffen - von Stufen bei Menschen mit Bewegungseinschränkungen über schlecht lesbare Schilder für Sehschwache bis hin zu einer Reihe von Problemen für Passagiere mit "Hidden Disabilities".
Man geht davon aus, dass weltweit einer von sechs Menschen mit Einschränkung lebt - rund 80 Prozent davon betreffen solche versteckten Behinderungen. Diese sind extrem vielfältig und beinhalten von bestimmten Lungenkrankheiten über Epilepsie bis hin zu Long Covid eine ganze Menge von Erkrankungen, die das Reisen erschweren können.
ÖBB-Ziel: 90 Prozent der Züge und Bahnhöfe barrierefrei
Glücklicherweise wurden in den letzten Jahren vermehrt Anstrengungen unternommen, um Personen mit sichtbaren und weniger gut erkennbaren Einschränkungen das Benutzen von Verkehrsmitteln wie Zug und Flugzeug zu erleichtern. Auch die ÖBB, der Flughafen Wien und Austrian Airlines versuchen, ihre Angebote dahingehend zu verbessern.
So möchten die Österreichischen Bundesbahnen bis 2027 über 90 Prozent aller Kundinnen und Kunden barrierefreie Bahnhöfe zu bieten. Dabei ist man auf einem guten Weg - aktuell steht man bei 437 Stationen für bereits 86 Prozent der Reisenden. Rund drei Viertel der Züge sind derzeit für Rollstuhlfahrer zugänglich - bis 2025 sollen es über 90 Prozent sein.
Flughafen: Mehr Servicequalität für alle Passagiere
Alle neu angeschafften Fahrzeuge der ÖBB sind ohne Barrieren zugänglich und verfügen über optische und akustische Fahrgastinformation. Die staatliche Bahngesellschaft setzt außerdem auf den Ausbau von taktilen Leitsystemen, barrierefreien Ticketautomaten, absenkbaren Verkaufseinrichtungen in den ÖBB Reisezentren sowie auf die Aufbereitung wichtiger Informationen in einfacher Sprache.
Auch bei einem anderen wichtigen Verkehrsmittel - dem Flugzeug - ist die Barrierefreiheit ein zumehmend wichtiges Thema: "Dafür setzen wir laufend zahlreiche Maßnahmen um, damit Flugreisen für Personen mit eingeschränkter Mobilität oder unsichtbaren Beeinträchtigungen einfach und entspannt ablaufen. Davon profitieren letztlich alle Reisenden, denn mehr Barrierefreiheit trägt auch zu mehr Servicequalität für alle Passagiere bei", erklärte Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG, und stellte kürzlich zwei neuen Maßnahmen vor.
Sonnenblume für "Hidden Disabilities"
Bereits vor Jahren wurde das Hidden Sunflower Programm am Flughafen London-Gatwick ins Leben gerufen, um Menschen mit den erwähnten unsichtbaren Beeinträchtigungen zu helfen - am Flughafen Wien und bei Austrian Airlines wird dieses nun auch genutzt. Betroffene können mit einem Schlüsselband, Armband oder Pin im Sonnenblumen-Design signalisieren, dass sie Unterstützung benötigen.
Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Flughafen Wien und Austrian Airlines, die im direkten Passagierkontakt stehen, ist demnach die Sonnenblume ein Zeichen, dass ihre Trägerinnen und Träger unter Umständen etwas mehr Zeit oder Unterstützung benötigen. Sunflower-Pins sind ab sofort an den Informations-Schaltern im Terminal 1 und 3 sowie auf Austrian-Airlines-Flügen erhältlich.
Visueller Dolmetscher
Auch für Menschen mit Sehbehinderungen gibt es am Flughafen Schwechat eine Neuerung: Wien ist nämlich der erste Airport in Europa, der mit der sogenannten Aira App Reisenden mit visuellen Einschränkungen einen speziellen Service bietet. Dabei handelt es sich um einen interaktiven Live-Assistenzdienst, der durch visuelles Dolmetschen erklärt, was im Blickfeld der Handykamera zu sehen ist oder auf dem Bildschirm angezeigt wird. Vom Beschreiben bis zum Vorlesen, vom Erklären bis zum Navigieren gehen die Funktionalitäten der App, die für iOS und Android verfügbar ist.
Am Vienna International Airport gibt es für Reisende mit Einschränkungen außerdem eine Reihe von verschiedenen Services wie zum Beispiel eine persönliche Begleitung. Außerdem stellt der Flughafen bei den Terminals und der Ankunftshalle barrierefreie Parkplätze kostenlos zum Ein- und Aussteigen zur Verfügung. Für eine längere Aufenthaltsdauer sind markierte Parkplätze um 50 Prozent vergünstigt. Im Bedarfsfall bringen speziell ausgestattete Kleinbusse Passagiere mit eingeschränkter Mobilität zum Flugzeug oder Terminal. Der Flughafen will auch kürzere Wartezeiten beim Check-In, der Sicherheitskontrolle und am Gate garantieren.
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