Das EXPO 2020 Gelände ist groß. Sehr groß. Gleich zu Beginn meiner Tagestour am Expo-Gelände wird mir klar, dass ich heute vermutlich nur einen Bruchteil der 4,38 Quadratkilometer großen Ausstellungsfläche - das enstpricht in etwa der Größe von 60 Fußballfeldern - besichtigen werden kann. Wer also wirklich die Pavillons aller 192 teilnehmenden Staaten besuchen möchte, sollte sich einige Tage Zeit dafür nehmen.

Wie der Name schon sagt, hätte ursprünglich die EXPO 2020 bereits im Oktober 2020 starten sollen, doch die Covid-19 Pandemie hat die Organisatoren dazu veranlasst, die Weltausstellung um ein Jahr nach hinten zu verschieben. Rund 7 Milliarden USD sollen seitdem in die Errichtung der EXPO 2020 geflossen sein, die noch bis 31.März besichtigt werden kann.

Anreise & Kosten
Wer die Weltausstellung besuchen und stressfrei anreisen will, sollte das gut ausgebaute öffentliche Verkehrsnetz von Dubai nutzen. Die rote U-Bahn Linie verbindet sehr kostengünstig (rund 3,50 Euro pro Strecke) die wichtigsten Zentren von Dubai wie den Financial District oder das touristisch stark frequentierte Jumeirah mit dem Expo Gelände innerhalb von rund 25 bis 30 Minuten. Wer auf sein Auto nicht verzichten möchte, dem stehen natürlich auch genügend kostenlose Parkplatz zur Verfügung.

Auf das Gelände gelangt man über mehrere Zugänge. Reist man mit der U-Bahn an, so kommt man nach einer Sicherheits- und 3G-Kontrolle über den Haupteingang zum Al Wasl Plaza der einen mit einer 150 Meter großen Lichtkuppel in Form des Expo-Logos empfängt. Vom Al Wasl Plaza verteilen sich die Besucherströme über große und teils beschattet Boulevards in alle Richtungen. 

Was erwartet einen auf der Weltausstellung?
Viele Menschen fragen sich, was darf man von einer Weltausstellung erwarten, was wird gezeigt? Um ganz ehrlich zu sein, diese Frage kann ich auch nach meinem Besuch nur schwer beantworten: Denn die Themen, die in den verschiedensten Pavillons gezeigt werden, könnten nicht unterschiedlicher sein.

Die Weltausstellung in Dubai steht unter dem Motto: "Connecting Minds, Creating the Future". Am Expo-Gelände werden die Themen Chancen, Mobilität und Nachhaltigkeit in verschiedenen Distrikten präsentiert. Geht es nach den Organisatoren, so soll das Ziel der Veranstaltung sein, nicht nur Menschen aus der ganzen Welt auf der Expo zusammenzubringen, sondern auch einen kollektiven Weg nach vorne aufzuweisen, um gemeinsam für eine sauberere, sicherere und gesündere Zukunft Verantwortung zu übernehmen.

Rund 200 Teilnehmer aus 192 Länder - darunter Nationen, multilaterale Organisationen, Unternehmen und Bildungseinrichtungen präsentieren sich auf dem EXPO 2020-Gelände. Die Nationen nehmen sich dabei in einer ganz unterschiedlichen Art & Weise dieser Themen an.

Multimediale Shows
Während manche Länder in ihren Ausstellungen kaum Rückschlüsse auf das jeweilige Ausstellerland ziehen lassen, setzen andere Staaten auf ihre altbekannte touristische Attitüde. Eines ist aber ganz sicher, um die Themen zu vermitteln setzen die Länderpavillons je nach finanziellen Möglichkeiten auf modernste Unterhaltungstechnik.

Der zweitgrößte Pavillon der EXPO 2020 ist jener des Königreichs Saudi-Arabien. An die 200 Millionen US-Dollar sollen in das rund 13.000 Quadratmeter große Gebäude, das in Form eines kolossalen Monolithen errichtet wurde, investiert worden sein. Federführend bei der Umsetzung der Medientechnologie war eine oberösterreichische Firma. Wie das Unternehmen Kraftwerk berichtet, hat der beeindruckende Pavillon mit dem längsten interaktiven Wasserspiel von 32 Meter, dem größten LED-Spiegelbildschirm mit 1.305,5 Quadratmetern und dem größten interaktiven LED-Boden mit 8.500 Lichtern bereits drei Guinness-Weltrekorde gebrochen. Kein Wunder also, dass der Besucher gut und gerne einmal bis zu einer Stunde benötigt, um Einlass in einen der vielen Pavillons zu bekommen, womit wir wieder  beim Thema Zeit angekommen sind.

Während meines eintägigen Besuches der Weltausstellung bin ich kaum aus dem Staunen herausgekommen, viel zu viele Eindrücke prasseln auf den Besucher ein. Obwohl ich viel vor hatte, konnte ich aufgrund der riesigen Ausstellungsfläche gerade einmal ganze 13 Nationen Pavillons an diesem Tag besichtigen.

Dazu muss natürlich gesagt werden das der Andrang auf die Pavillons je nach Nation und finanziellen Investments in ihre Ausstellungen abnimmt. Unter den von mir besuchten Pavillons zählten auch so kleine Nationen wie Albanien, Moldawien, Bulgarien oder die Slowakei. Wer sich Zeit nimmt wird feststellen, dass gerade diese weniger beachteten Nationen sich umso mehr über die Besucher freuen, während man bei den richtig großen Ausstellungen, nur einer von täglich tausenden Besuchern ist.

Generell wird empfohlen die EXPO 2020 bereits zu Beginn der Arbeitswoche zu besuchen da hier weniger Andrang herrscht. In Bezug zu diesem Thema ist es aber wichtig zu wissen, dass die Vereinigten Arabischen Emirate seit dem 1. Jänner 2022 ihr Wochenende auf die Wochentage Freitag, Samstag und Sonntag verlegt haben!

Russlands Gehirn
Neben dem Besuch des Pavillons von Saudi-Arabien möchte ich unbedingt auch den Besuch des russischen Pavillons empfehlen. In diesem wird auf kreative Art das menschliche Gehirn als verbindendes Element der Menschheit präsentiert. Wie Russland in seinem EXPO 2020 Online Auftritt beschreibt: "ist das menschliche Gehirn, ein wahres Wunder, das uns zu dem macht, was wir sind, dass unseren Verstand miteinander verbindet und unsere Zukunft gestaltet. Es ist die Wissenschaft des Gehirns, die uns die wichtigsten Entdeckungen des 21. Jahrhunderts bescheren wird. Diese Entdeckungen werden unser Bewusstsein und unseren Verstand tiefgreifend beeinflussen und unser Leben verändern". Daher ist die "The Mechanics of Wonder" Ausstellung eine Einladung zu einer Reise durch das Innenleben des menschlichen Gehirns - eine farbenfrohe Hommage an dieses Meisterwerk des Universums.

Austria make sense
Natürlich darf bei einem Besuch der EXPO 2020 auch nicht ein Abstecher zum heimischen Österreich Pavillon fehlen. Wer sich hier eine österreichische Blockhütte als Ausstellungsfläche erwartet hat, liegt falsch, denn der Pavillon wurde im Design von arabischen Windtürmen errichtet und erinnert so am ersten Blick rein gar nicht an Österreich. Er besteht aus ineinander verschnittenen Kegeln, die innen mit Lehmputz verkleidet sind. Die Kegelstümpfe sind in unterschiedlichen Höhen abgeschnitten, wodurch sich verschieden große Lichtöffnungen ergeben.  Durch diese traditionelle Bauweise, bei der die Mauern mit Lehm und Schilf verputzt wurden, sollen bis zu 70 Prozent Energie für die Raumkühlung eingespart werden. Das beweist, dass sich Österreich des Thema der Weltausstellung sehr wohl angenommen hat.

Der Andrang der Expo- Besucher im Österreich Pavillon ist sehr gut, wie ein Besuch vor Ort bestätigt hat. Erand Rica, seines Zeichens Head of Protocol - Expo Austria hat mich durch die Ausstellung geführt, wobei natürlich eine gute Tasse Wiener Melange  nicht fehlen durfte.  

Die Welle und vieles mehr…
Wer sich während seines Besuches der Expo eine kleine Auszeit nehmen möchte, findet am Gelände eine Vielzahl von schattigen Sitzgelegenheiten, Restaurants und Cafes. Besonders eindrucksvoll ist das Expo 2020 "Water Feature". Dieses wurde vom kalifornischen Erfinder Mark Fuller - er hat bereits die Dubai Water Fountain errichtet - für die EXPO 2020 konzipiert.

Bereits von weitem ist das Geräusch von Wasser und Wellen hörbar. Wer Dubai und seine Temperaturen kennt, fühlt sich fast schon automatisch von Wasser angezogen und wird auch bei dieser Installation nicht enttäuscht werden. Hinter massiven, vier Stockwerke hohen Mauern aus vertikalen Gärten plätschert an den geschwungenen Steinwänden in Wellen das kühle Nass von den Wänden herunter. Mythische Klänge, Nebel und Feuer erzeugen ein surreales Umfeld, das zum Verweilen einlädt. Der Anblick dieses künstlich geschaffenen Wasserfalles ist genial und die vielen im erfrischen Wasser spielenden Kinder zeugen von purer Lebensfreude.

Ist die EXPO 2020 einen Besuch wert?
Definitiv - denn das Emirat Dubai hat mit seinen finanziellen Mittel wieder einmal gezeigt, was alles möglich sein kann! Die Ausstellungen sind wirklich beeindruckend und jeder Dubai-Besucher sollte die Möglichkeit zum Besuch der EXPO 2020 während seines Aufenthaltes nutzen. Meine Empfehlung: Nehmen Sie sich für den Besuch Zeit, planen Sie nicht zu viel Programm im Voraus und lassen Sie sich vor Ort einfach ohne Stress von ihren Gefühlen leiten. Je unbeschwerter man auf die Weltausstellung zugeht, umso begeisterter wird man von der gebotenen Unterhaltung und den Ausstellungen sein.

Der Besuch der EXPO 2020 kann übrigens auch ein preiswertes Vergnügen sein, Tagestickets sind online bereits ab AED 45 (13 Euro) erhältlich. Ein Preis der mehr als fair ist und ein faszinierendes Tageserlebnis für die ganze Familie garantiert.

Zum beliebtesten Souvenirartikel der Weltausstellung hat sich übrigens seit der Eröffnung im vergangenen Oktober der gelbe "EXPO 2020 Pass" entwickelt. Mit dem Souvenirbuch können die Besucher der Weltausstellung in jedem der Pavillons die sie besuchen, Länderstempel sammeln. Die Pässe der Expo 2020 enthalten auf jeder Seite ein Bild mit Wasserzeichen und eine eindeutige Codenummer sowie Platz für persönliche Angaben und ein Foto in Passgröße.

Und um ehrlich zu sein, manchmal sind die einfachsten Ideen wie der Expo Pass auch die Besten, denn in wem von uns steckt nicht auch noch eine verborgene Sammelleidenschaft?