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Harry hat keine Sterne – Harry hat mehr

Veröffentlicht am 07.06.2017

Wer in den Sechziger oder Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts aufwuchs, kann sich gewiss noch an Ben Cartwright erinnern, das ewig standhafte Familienoberhaupt der Ponderosa Ranch. Ab und zu hatte er in Virginia City zu tun und es beeindruckte vor nunmehr fünfzig Jahren schon sehr, wenn der von seinen drei erwachsenen Söhnen kurz „Pa“ Genannte dann salopp bemerkte, dass er sich in der Stadt einmal schnell ein Hotel nehmen und nach erfolgreicher Verrichtung und etlichen Tagen oder Wochen wieder daheim sein würde.

Lobby im Harry's Home. © Harry's HomeDas Wiener Hotel ist im 1999 eröffneten Millennium Tower untergebracht. © Harry's HomeEin Studio Business im Harry's Home Wien. © Harry's HomeStudio Danube. © Harry's Home

Ben Cartwright war nie zum Urlaub im Hotel, er hatte zu tun und brauchte eben eine Bleibe dazu. Und wie das im Wilden Westen so ist, kann man von vorne herein schlecht sagen, was noch so alles geschieht und wie lange der Aufenthalt also dauert. Das Wesentlichste fand er im Hotel, alles andere war fußläufig nach Bedarf verfügbar, entspannt und flexibel.

In den vergangenen paar Jahrzehnten verlegte sich die Hotellerie auf guten Service und angemessene Ausstattung, in die man sich nach Terminkalender einbuchen kann. Stellt sich aber heraus, dass die Arbeit doch länger dauert oder man spontan noch den einen oder anderen Tag anhängen will, so kann das oft teuer und schwierig werden. Dem Trend zu mehr Flexibilität beim Aufenthalt begegnet der Tiroler Hotelier Harald Ultsch mit einem Konzept, das mittlerweile in Graz, Linz, Dornbirn, Wien und München als „Harry’s Home“ Gäste aufnimmt.

ReiseInsider besuchte den Wiener Standort und hatte auch Gelegenheit mit Hotelsheriff Daniel Prägant die nähere Umgebung zu erkunden. Prägant entstammt einer Kärntner Gastronomenfamilie und verdiente sich seine Sporen in erstklassigen Betrieben in München (Käfer), Wien (Imperial) und Dubai (Burj al Arab) und baute das Loisium im Kamptal mit auf, bevor er mit Abstecher zur Konditoreikette Aida, wo er für mehr als zwei Dutzend Filialen verantwortlich zeichnete, als Manager bei Harald Ultsch andockte.

2008 übernahm er die Leitung des ersten Harry’s Home in Graz, setzte den Linzer Betrieb in Gang und hat seinen Standort nun in Wien gefunden, von wo aus er auch die beiden anderen Häuser managt. 

Im Gespräch mit Prägant fallen immer wieder signifikante Begriffe: „Handschlagqualitäten“, „familiär“, „individuell angepasst“, „gute Infrastruktur“ oder „überschaubare Größe“ scheinen wesentliche Parameter des Betriebs zu sein.

Harry’s Home ist in Wien Teil des Millenium Towers, 1997 bis 1999 vom Architektentrio Peichl, Podrecca, Weber als eines der bekanntesten und architektonisch spannendsten Hochhäuser verkehrstechnisch mit U6 und S-Bahn gut angebunden knapp neben die Donau gestellt. Davon bilden fünf Etagen mit 97 Zimmern Harry’s Home.

Die Rezeption wurde im vergangenen Jahr nicht nur gehörig umgebaut, sondern durchaus veredelt. In eleganter Umgebung absolviert man seinen Check-in, die Schranke gibt ein exklusives Gefühl und selbst die Lifte fahren ganz persönlich. Keine Knöpfe in der Kabine, sondern Zieleingabe an einem Terminal, der einem dann das nächste Vertikaltaxi zuweist.

Man kann Harry’s Zimmer im Millenium-Tower in verschiedenste Kategorien einteilen, betrachtet man allerdings Standort und Bauweise, so sollte man sich – unabhängig von den sonstigen räumlichen Bedürfnissen – zuerst einmal entscheiden, ob man mit oder ohne Donaublick wohnen will. Es ist zwar ein bissl teurer, andererseits aber schon auch schön und beeindruckend, das große Wasser vor sich zu haben und zuschauen zu können, wie sich die Kähne stromaufwärts schieben. Da nimmt man auch in Kauf, dass man hier halt kein Fenster aufmachen kann. Die Bedienung der Klimaanlage muss man sich ein klein wenig erschließen, aber hat man sich mit ihr angefreundet, leistet sie beste Dienste.

Für einen geschäftlichen Kurzaufenthalt tut’s jedenfalls sicher auch der Blick nach hinten raus und die inneren Werte stimmen ohnehin eh ziemlich.

Je nach Bedarf bietet Harry’s Home hierbei ganz verschiedene Varianten. Einmal gibt es da die mit ca. 50 m2 und vollständiger Küchenzeile recht ausgewachsenen Appartements, welche auch für Familien geeignet sind oder für einen längeren Aufenthalt allein oder zu zweit taugen. Im begehbaren Schrank hat allerlei Platz; einen solchen gibt’s in Wien wegen der Rundung des Hauses nur in den Appartements sowie Superior- und Business-Zimmern, an den anderen Standorten aber generell.

In den beiden Zimmern des Appartements gibt es denn zwei Fernseher, da kann jeder sehen, was er mag. Die Küche verfügt über eine Grundausstattung, die Geräte sind durchwegs recht neu (Herd mit Induktion) und falls man einmal etwas zusätzlich benötigt, so hilft die Rezeption gerne aus, sei es ein Wasserkocher, der Flascherlwärmer für den Nachwuchs oder auch ein Kühlschrank für eines der kleineren Zimmer ohne Küche. Einzig vom Safe darf man nicht zu viel erwarten. Geldbörsel und andere kleine Pretiosen haben da Platz, für einen Laptop reicht es leider nicht.

Keine große Sache, aber dennoch sehr praktisch ist das generöse Angebot an Steckdosen. Da der Strom generell ja nur mit Karte fließt, hat man klugerweise auch daran gedacht, pro Raum eine Dose mit „24h“ zu beschriften, wo man also auch in Abwesenheit Mobiltelefon, Tablet oder was sonst alles erfolgreich anstöpseln kann.

Selten ist man in der Situation alles, was man sonst zum Leben braucht, wirklich im Haus bzw. vor der Tür zu finden. Die Millenium City, welche sich um den Tower schmiegt funktioniert wie eine kleine Stadt in der Stadt. Der Supermarkt im Erdgeschoss ist da ja noch nicht so besonders, der Gemüsemarkt unter der Bahntrasse schon eher. Aber hier erreicht man auch noch in Hausschlapfen eine Apotheke, diverse Modegeschäfte und einen Frisör. Und wenn’s weh tut: Sogar einen Allgemeinmediziner und einen Zahnarzt gibt’s im Haus.

Es liegt wohl an der Größe des ganzen Centers und der hohen Frequenz an Besuchern im Allgemeinen, dass sich dort auch noch eine ganze Reihe weiterer Annehmlichkeiten befinden. Dem Engagement von Daniel Prägant ist es aber zu verdanken, dass die Gäste seines Hauses dort besondere Konditionen genießen. Holmes Place bietet auf 5000 m2 jede Menge Fitnessgeräte, umfassende Kurse und Individualtraining samt Schwimmbad und Saunabereich. Für gewöhnlich kriegt man das nur mit einer Jahresmitgliedschaft. Harry’s Gästen gewährt der Club aber auch Tages-, Wochen- und Monatsangebote für € 10/35/99 (Näheres unter holmesplace.at/millennium.c/de/).

Sollte man mit Kindern unterwegs sein, muss man auf sein Workout keineswegs verzichten. Nebenan befindet sich der „Monki Park“ (www.monkipark.at), wo der Nachwuchs eine umfangreiche Landschaft zum Spielen und Austoben vorfindet. Sind die Kleinen erst einmal acht Jahre alt, dürfen sie sich groß fühlen und das Areal auch ohne Begleitung erobern. Ob Kletterpark, E-Go-Karts oder Trampolin, überall entdecken die Jüngsten Abenteuer mit Spielgefährten und zum Aufpassen ist auch immer jemand da.

Hat man seinen Körper dann gestählt, so will man eventuell noch etwas shoppen gehen. Dort wie in der umfangreichen Gastronomie lohnt es sich immer, gleich einmal die Hotelkarte zu zücken um die Vorteile der hausinternen Partnerschaften zu lukrieren. Das Restaurant Tauber offeriert täglich ein zweigängiges Menü für € 6,00 bis € 8,00. Wer auf die Spezialitäten von Do & Co reflektiert, findet diese bei Henry; Alias besticht einerseits mit hoher Kaffeekompetenz und serviert Speisen vorwiegend mediterraner Prägung. Wer es lieber bondenständig hat, geht ins Wirtshaus zu den 3 Goldenen Kugeln. Hungern muss also rund um Harry’s Home niemand und wer weitere Unterhaltung sucht findet ums Eck die UCI Kinowelt mit 21 Sälen und im Untergeschoss den A Danceclub sowie den Ocean Park, der zu Bowling und Billiard einlädt. Auch hier hilft Harry’s Karte.

Für Unternehmen ist wahrscheinlich noch eine andere Partnerschaft von Interesse. Regus ist ein internationaler Anbieter von Büros, Coworking-Flächen und Konferenzräumen. Im 23., 24. und 26. Stock des Millenium-Towers tagt es sich komfortabel und mit atemberaubendem Weitblick. Will man sein Team also einmal für ein ausführliches Meeting an einem Ort für alles zusammenbringen, erhält man in Kombination mit dem Hotel attraktive Konditionen geboten.

Generell hat Prägant für Firmen ein offenes Ohr. Wer öfter bucht, genießt einen Bonus, da ist man ab fünfzig Nächtigungen im Jahr an einem Standort dabei – natürlich auch, wenn das an einem zweiten vorkommt. Ansonsten genießen Unternehmen Rabatte auf die Tagesrate, Nachfragen lohnt!

Gruppen erhalten ebenso Rabatt, wenn sie aus mehr als 15 Personen bestehen oder mindestens zehn Zimmer beanspruchen.

Wenn man denn länger zu bleiben gedenkt, kann man sich überhaupt viel aussuchen:

Einmal ist das die Zimmergröße. Da der Standort in Wien nicht extra für Harry neu gebaut wurde, sucht man sich hier einfach das Zimmer seiner Wahl aus. Die anderen Hotels wurden neu errichtet und so ist man im Wege eines Modulsystems sehr flexibel. Bleibt man mindestens 30 Tage, so gibt’s ein Zimmer von 22 m2 schon um € 42,00 pro Tag. Das zahlt man im Voraus, dann ist aber auch Ruhe. In Wien schlägt der Hauptstadtbonus drei Euro drauf, aber das ist überschaubar. Reicht der Platz einmal nicht, wird einfach die Tür zum Nebenzimmer aufgesperrt und schon hat man das Doppelte oder mit drei Zimmern quasi eine ganze Wohnung. So ein Appartement kommt dann auf € 75,00 pro Tag. Klingt auf den ersten Blick und auf längere Sicht betrachtet vielleicht etwas üppig, andererseits muss man sich weder um einen Makler, Betriebskosten, W-Lan oder Reinigung Gedanken machen. Sauber gemacht wird wöchentlich und Waschmaschine, Trockner und Bügeleisen stehen zur Verfügung. Näheres dazu findet man auf der Website von Harry’s Home.

Dazu nimmt Harry’s Team Stammgästen viel ab und vermeidet Bürokratie wo es geht. Der Checkin geht dann so gut wie im Vorbeigehen und für Gäste, die also öfter einchecken, ist gerade ein besonderes Package in Vorbereitung, das voraussichtlich im Mai präsentiert werden soll.

Trotz der Umtriebigkeit der Millenium City ist es in den Zimmern von Harry’s Home sehr ruhig. Also schläft man auf den sehr angenehmen Matratzen gut und kann entspannt in den Tag starten. Wer Frühstück will, findet dies im vierten Stock über der Mall. Auch hier gibt es Flexibilität. Muss es flott gehen, kriegt man für € 6,50 ein Business-Frühstück, am Buffet bleiben für € 12,00 kaum Wünsche offen (wir vermissten wieder einmal die Pfeffermühle – Hotelchef Prägant gelobte Nachbesserung). Auffällig ist aber, dass Bio und Regionalität groß geschrieben werden. Das Brot kommt von der Filiale der Wiener Bäckerei Felber im Erdgeschoss. Ansonsten tut man sich in Wien mit der Landwirtschaft noch ein wenig schwer, aber vom Linzer Standort weiß Prägant zu berichten, dass Obst und Gemüse von jenem Landwirt kommen, der auch den Grund für das Hotel verpachtet. Näher geht’s ja nun wirklich nicht.

Spannende Frage: Wenn das alles so toll ist, warum hat Harry’s Home keine Sterne? Von Zimmergrößen und Ausstattung her betrachtet wäre man im Viersternbereich. Bei flexibler Verweildauer ist jedoch die Administration einer Minibar sehr aufwändig. Als Ersatz gibt es zwar einen Servicepoint, in dem man neben deutlich größerer Getränkeauswahl als man das von landläufigen Zimmerkühlschränken gewohnt ist, auch sonst noch einiges findet, das man eventuell vergessen oder in der Kürze nicht immer griffbereit hat (Zahnpasta, Kondome, Gulaschsuppe, etc.). Der zählt aber bei den Sternen nicht. Also entschloss man sich, dem Sternenzauber zu entsagen und zählt auf das Mehr, das der Standort sowieso bietet.

Abschließende Frage: Wie soll es weitergehen mit Harry’s Home? Ende 2018, Anfang 2019 wird in Zürich der sechste Standort eröffnet. Wieder wie in Wien mit guter Verkehrsanbindung und ansprechender Nahversorgung. Harry’s Home will kein Konzern werden, sondern Gruppe bleiben. Nach dem Besuch kann man sogar noch eher von Familie sprechen, ein Charakterzug, den Harald Ultsch sicher aus seinem Stammhaus, dem Hotel Schwarzer Adler in Innsbruck einbringt. Und so soll es auch bleiben, die Häuser ihre Größe von maximal 125 Zimmern nicht übersteigen und der Gast gerne wiederkehren. Für kürzer oder länger und sich auch wie zu Hause fühlen, wählen können, was, wie viel und wie lange er bleibt. So wie damals Ben Cartwright in Virginia City – entspannt, flexibel und fair.

ReiseInsider-Tipp:

Rund um besondere Events bietet Harry’s Home immer wieder einmal ein Gewinnspiel an. Wer dazu auf neuestem Stand sein will, liked am besten unter www.facebook.com/HarrysHome .

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