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ReiseInsider-Tipps: Vilnius

Erstellt von Martin Dichler.  Veröffentlicht am 20.08.2023

Das ehemalige "Jerusalem des Nordens" ist in mehrfacher Hinsicht eine lohnende Destination.

Stadt der vielen Kirchtürme. © Martin DichlerGraffitis sollen an das jüdische Erbe der Stadt erinnern. © Martin DichlerDer Geldiminas Turm gilt als Wahrzeichen von Vilnius. © Martin DichlerSie St. Stanislaus Kathedrale in Vilnius. © Martin DichlerDie beeindruckende Wasserburg Trakai. © Martin DichlerInnenansicht der Wasserburg Trakai. © Martin Dichler

Litauens Hauptstadt Vilnius hat eine bewegte und umkämpfte Geschichte hinter sich. Dreizehn Mal wechselten die Herrscher der Stadt und mit jedem neuen Einfluss kamen neue Kulturen und Sprachen nach Vilnius. Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges war Vilnius für seine jüdische Kultur bekannt, bereits 1812 sprach Napoleon Bonaparte vom "Jerusalem des Nordens".

Wer heute an Städtereisen ins Baltikum denkt, dem kommen zuerst oft das lettische Riga und das estnische Tallinn in den Sinn. Litauen mit seinen 2,8 Millionen Einwohnern und dessen Hauptstadt fallen in der Gunst um die Aufmerksamkeit der Touristen vielleicht ein wenig ins Hintertreffen - obwohl gerade das 540.000 Einwohner zählende Vilnius einen besonderen Reiz versprüht.

Wer den Aufstieg zum allüberragenden Gediminas Turm im Zentrum von Vilnius geschafft hat, erhält einen uneingeschränkten Ausblick auf die Stadt und ihre zahlreichen Kirchtürme. Er thront hoch über der Altstadt auf einem Hügel und ist nicht nur Wahrzeichen sondern der bis heute einzig erhaltenen Eckturm der ehemaligen Burganlage von Vilnius.

Das Stadtzentrum selbst ist jedenfalls klein und überschaubar: Zahlreiche schmale Gassen mit Cafés laden zum Verweilen ein. Wer sich Zeit nimmt, die Stadt zu erkunden, dem wird die vielfältige Architektur auffallen. Die mittelalterliche Altstadt geht ins Barocke und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe, wobei hier die weiß gestrichene St. Stanislaus Kathedrale mit ihrem separaten Glockenturm der "Hingucker" schlechthin ist. Die Kirche liegt am Fuße des 142 Meter hohen Burghügels und wird umgeben vom beeindruckenden Großfürstlichen Schloss.

Im Boden des berühmten Kathedralen Platzes eingelassen befindet sich ein menschlicher Fußabdruck, der als Mahnmal an die Unabhängigkeitsbewegung des Landes erinnert. Der als Ausgangspunkt des „Baltischen Weges“ gezeichnete Punkt soll daran erinnern, dass am 23. August 1989 mehr als zwei Millionen Letten, Esten und Litauer in einer 600 Kilometer langen Menschenkette gemeinsam für ihre staatliche Unabhängigkeit und den friedlichen Austritt aus der Sowjetunion demonstrierten. Beim friedlichen Protest blieb es leider nicht, weshalb sich spätestens seit Ausbruch des Ukrainekrieges Litauen als besonders restriktiv gegenüber Russland innerhalb der Europäischen Union gibt.

Trotzdem ist die russische Sprache heute wie damals in Litauen allgegenwärtig. Dem westlichen Besucher der Stadt wird vermutlich die hohe Zahl an weißrussischen als auch russischen Autokennzeichen auffallen. Wobei die geografische Lage Litauens innerhalb der EU und NATO nun einmal besonders ist und die unmittelbare Nähe zum Nachbarn durch die im Südwesten liegende russische Exklave Kaliningrad und die gerade einmal zwanzig Kilometer von der Hauptstadt Vilnius entfernte weißrussische Grenze für eine gewisse Unruhe sorgen.  

Graffitis erinnern an die jüdische Geschichte
In den engen Gassen des als Glasviertel bezeichneten Teils der Altstadt kann man nicht nur gemütlich an kleinen Boutiquen vorbeischlendern, sondern auch in einen der vielen Lokale eine Rast einlegen. Zahlreiche Botschaften zeugen von der Attraktivität des Viertels. Wer jedoch die Botschaft Österreichs sucht, wird vergebens suchen, denn diese wurde wie auch jene in Estland und Lettland im August 2016 als Teil der Einsparungsstrategie des damaligen Außenminister Sebastian Kurz geschlossen.

Besonders auffallend im Viertel sind zahlreiche Graffitis die an die jüdische Kultur der Stadt erinnern sollen. An die 200.000 Juden lebten einst in Vilnius. Deren Spuren wurden allerdings von den Nazis im zweiten Weltkrieg beinahe gänzlich ausgelöscht.

Besonders auffallend ist - wie bereits zuvor erwähnt - die hohe Dichte an Kirchen. Rund 50 Gotteshäuser stehen allein im Stadtzentrum - und egal ob Sie Elemente der Gotik, des Klassizismus, der Renaissance oder des Barock enthalten: Einen Besuch sind Sie auf alle Fälle wert. Die Backsteinkirche des Hl. Franz von Assisi oder die St. Kasimir Kirche mit ihrer mächtigen Kuppel, die in der Form der Krone des litauischen Großfürsten gestaltet ist, sollte dabei unbedingt enthalten sein.  

Die Stadt ist außerdem sehr grün: Parks, darunter auch jener des Präsidentenpalastes (täglich ab 18 Uhr für die Öffentlichkeit geöffnet), laden zum Verweilen ein. Großstadttrubel sucht man im Zentrum von Vilnius aber vergeben wie ein Besuch des ReiseInsider im Juli 2023 zeigt. Es hat viel mehr den Anschein als würden die Straßen Vilnius vom Autoverkehr befreit und den Menschen als Lebensraum in Form von Fußgängerzonen zurückgegeben worden sein. Gerade auch dieser Umstand macht Vilnius für den Besucher so attraktiv. Diese Stadt ist zwar klein und die Fülle an Sehenswürdigkeiten überschaubar, doch gerade diese entspannte Umgebung macht auch ihren besonderen Reiz aus.

Wasserburg Trakai
Wer mobil ist, sollte es wie die meisten der Einwohner von Vilnius machen und in eine der zahlreichen Naturschutzgebiete und Seenlandschaften rund um die Stadt fahren. Die berühmteste Sehenswürdigkeit in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt ist die spätmittelalterliche Wasserburg Trakai, die mitunter auch als schönste Wasserburg Europas bezeichnet wird.

Eingebettet in eine einzigartige Seenlandschaft ist Trakai heute nicht nur geschichtliches Museum, sondern auch Naherholungsgebiet für die Litauer. Wer möchte, kann mit kleinen Ausflugsbooten eine preisgünstige halbstündige Tour rund um das Wasserschloss unternehmen oder von einen der vielen Restaurants den Blick auf die Burg aus genießen. Hier wie da sei positiv erwähnt, dass - wie im gesamten Baltikum - der Touristenansturm im Vergleich zu anderen Zielen (noch) überschaubar ist, was die Destination Vilnius und damit ganz Litauen umso attraktiver als ReiseInsider-Reisetipp macht.

Anreise ab Wien:
Austrian Airlines (www.austrian.com) fliegt genauso wie Ryanair (www.ryanair.com) einmal täglich zwischen Wien und Vilnius. Die lettische Air Baltic (www.airbaltic.com) bietet ab Wien tägliche Umsteigeverbindungen nach Vilnius über deren Basis in Riga an.

Anreise ab Bratislava:
Ab dem grenznahen Flughafen Bratislava bietet Ryanair (www.ryanair.com) dreimal wöchentlich Direktverbindungen in die zweitgrößte litauische Stadt Kaunas an.

Hotels:
In Vilnius findet man eine große Zahl an Hotels unterschiedlicher Kategorie. Erwähnenswert sind das charmante Relais & Chateaux Boutiquehotel Stikliai (www.stikliai.com) oder das mondäne Grand Hotel Kempinski (www.kempinski.com/en/grand-hotel-kempinski). Im mittleren Preissegment finden sich Häuser der bekannten Ketten wie Courtyard by Marriott, Hilton Garden Inn oder Novotel.

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