Das Grazer Novapark Flugzeughotel ist mit seinen beiden Verkehrsflugzeugen am Dach einzigartig in Österreich. ReiseInsider bat Hoteleigentümer Helmut Neukam und Managing Director Josef Röck anlässlich des runden Jubiläums zum Interview.
ReiseInsider: Herr Neukam , wie würden Sie ihr doch sehr spezielles Hotel in Graz mit wenigen Worten beschreiben?
Helmut Neukam: Wir sind auf alle Fälle anders als die Anderen! Mein Ziel war es immer, etwas anderes zu bieten als unsere Mitbewerber und mit den beiden Flugzeugen am Dach sind wir einzigartig auf der Welt!
Gibt es bestimmte Kundenschichten die bei ihnen buchen? Wie sieht der durchschnittliche Kunde ihres Hauses aus?
Helmut Neukam: Da ist wirklich alles dabei, es gibt keinen typischen Novapark Kunden in unserem Haus. Alleine schon durch unser Angebot findet der Kunde, der zum Beispiel eine große Veranstaltung ausrichten möchte, automatisch zu uns.
Welches einzigartige Angebot bietet denn das Novapark Flugzeughotel?
Josef Röck: Vielleicht kurz zur Erklärung: Wir bieten mit unserem MICE (Meeting, Incentive, Convention und Events) Konzept, einfach alles unter einem Dach. So verfügen wir über 22 Konferenzräume, wovon ein Raum Platz für bis 900 Personen bietet. Zusätzlich können bis zu 300 Gäste (165 Zimmer) in unserem Hotel übernachten. Wir sind mit diesem Angebot als Event & Konferenzlocation einfach einzigartig in der Stadt Graz.
Wie finden die Gäste ihr Haus? Arbeiten Sie mit Veranstaltern zusammen oder buchen die Gäste individuell?
Josef Röck: Sowohl als auch. Wir haben Großveranstalter und viele Firmenkunden mit denen wir schon lange zusammenarbeiten und die uns auch die Treue halten. Immer mehr Wochenendgäste buchen individuell, weil Sie unser Angebot mit unserem Nova-SPA und unseren Nova-Air Flugzeugen attraktiv finden. Gerade hier verzeichnen wir sehr starke Zuwächse von Familien und Touristen, die sich ein besonderes Wochenende in unserem Haus gönnen wollen.
Helmut Neukam: Dabei ist zu erwähnen, dass sich seit dem Ende der Pandemie das Geschäft massiv geändert hat. So hat der Wochenendtourismus stark zugelegt, während vieles anderes weggebrochen ist.
Seit meinem letzten Besuch vor drei Jahren sind wieder neue Zimmer dazu gekommen. Bietet ihr Hotel noch Platz zum Ausbau?
Helmut Neukam: Es sind wieder einige Zimmer dazu gekommen, denn Sie müssen wissen, wenn ich etwas baue, dann baue ich es nicht bis zu einem gewissen Limit, sondern plane auch immer gleich eine mögliche Reserve für eine Erweiterung mit ein.
Sie haben vor 30 Jahren mit gerade einmal 12 Gästezimmern begonnen. Haben Sie sich jemals erträumt, dass ihr Haus einmal so groß sein würde?
Helmut Neukam: Das war ursprünglich nicht so geplant, denn die Idee war eigentlich nur ein kleines Motel für eigene Gäste, wie meine Geschäftspartner die ich hier vor Ort unterbringen wollte, zu errichten. Das hat sich aber sehr schnell als Wunschgedanke herausgestellt, denn die Zimmer waren immer von anderen Gästen ausgebucht, weshalb ich mein Hotel immer wieder erweitert habe.
Haben Sie sich von den Folgen der Pandemie wieder erholt und wie gehen Sie mit den steigenden Preisen um?
Helmut Neukam: Es gibt hier zwei Themen: Einerseits sind die Geschäfte und die Umsätze noch nicht so stark zurückgekommen wie vor Covid. An manchen Tagen können wir wieder anschließen an die Zahlen von früher, aber ganz allgemein liegen wir immer noch darunter. Die Entwicklung ist wellenartig und wir nähern uns in kleinen Schritten den damaligen Zahlen.
Das weit größere Problem für mich als Hotelier sind aber die steigenden Energiekosten, die nicht mehr gedeckelt sind und gleichzeitig sind Zuschüsse trotz einem Anstieg der Kosten von 50 Prozent weggefallen. Nicht zu vergessen sind die Personalkosten, die ebenfalls um rund 30 Prozent gestiegen sind. Das Einzige was bei uns in all der Zeit ungefähr gleichgeblieben ist, sind die Einkünfte aus unserem Nova-Tages SPA, aber hier spricht man auch eine andere Kundenschicht an.
Josef Röck: Die Herausforderung in Graz als Stadt mit mehr als einer Million jährlichen Übernachtungen liegt darin, dass immer mehr internationale Hotelketten den Markt interessant finden. Inzwischen gibt es über 18 internationale Ketten- Hotels in Graz. Die Übernachtungszahlen entsprechen wieder jenen vor Corona, nur mit dem Unterschied, dass wir diese nun auf 3000 zusätzliche Betten, die in den letzten Jahren entstanden sind, aufteilen müssen.
Wie wichtig sind bei der Kundenakquisition Buchungsplattformen wie Booking.com?
Helmut Neukam: (lacht) Ohne Booking.com geht inzwischen nichts mehr in der Hotellerie!
Josef Röck: Booking.com ist nur ein Online Buchungsportal, inzwischen gibt es unzählige Portale die man bewirtschaften muss. Spielt man im System mit, hat man am Markt eine Chance, spielt man nicht mit, dann bleibt man über. Wir bemerken: Früher lagen die Onlinebuchungen bei rund 20 Prozent, inzwischen sind diese Werte auf nahezu 50 Prozent gestiegen. Das ist Fluch & Segen zugleich!
Die Attraktion ihres Hotels sind zweifelsfrei die beiden Flugzeuge am Dach ihres Hotels die als Restaurant, Bar und Eventfläche genutzt werden. Wie wichtig sind diese für den Erfolg des Hauses?
Helmut Neukam: Sehr wichtig, denn das ist genau jener Punkt wodurch wir uns von anderen Hotels unterscheiden. Nach dem Neustart nach Corona hat uns sowohl der SPA-Bereich als auch die beiden Flugzeuge mit dem Restaurant & Bar Betrieb sehr geholfen.
Wann hatten Sie eigentlich erstmals die Idee zwei Flugzeuge auf das Dach ihres Hotels zu stellen?
Helmut Neukam: Das war erstmals im Jahr 2017. Ich wollte im Rahmen unseres neuen Hotelausbaus mit den neuen Luxuszimmern etwas komplett Neues machen und da entstand die Idee mit den beiden Flugzeugen. Innerhalb von einem Jahr Vorlaufzeit und einem weiteren Jahr der Umsetzung, war das Flugzeugprojekt fertiggestellt.
Das hört sich wirklich schnell an…
Helmut Neukam: Wenn man weiß was man will und dementsprechend handelt, geht das auch. Wir sind ja Gott sei Dank nicht in der Politik!
Darf man fragen, wie hoch das Investment für den Kauf und die Überstellung der beiden Flugzeuge nach Graz war?
Helmut Neukam: Das Projekt mit den beiden Flugzeugen, der Iljuschin 62 und Boeing 727 ohne die Investitionen rund um das Hotel, lagen bei etwa zwei Millionen Euro.
Steckt hinter so einem Projekt mehr Leidenschaft als wirtschaftliches Denken?
Helmut Neukam: Es steckt beides im Projekt. Wirtschaftlich gesehen darf ich die Kosten dafür nicht auf kurze Zeit rechnen, sondern eher für die Dauer von 30 Jahren. Heute kann man sagen, hätte ich den Flugzeugbetrieb nicht gehabt, wüsste ich nicht, wo wir heute stehen würden. Viele Beherbergungs- und Restaurantbetriebe gibt es nach der Pandemie nicht mehr, weshalb man heute schon etwas Besonderes wie unsere Flugzeuge bieten muss, um am Markt aufzufallen und zu überleben.
Josef Röck: Man darf bei der Kostenrechnung nicht auf die Umwegrentabilität der Nova Air vergessen, es kommen einfach mehr SPA-, Hotel- und Konferenzgäste ins Haus als ohne. Deshalb muss man dies bei einer Kostenrechnung immer miteinkalkulieren.
Würden Sie so ein Projekt heute noch einmal angehen?
Helmut Neukam: Auf jeden Fall! Vielleicht würde ich heute aufgrund der Erfahrungen logistisch vieles anders machen, aber prinzipiell würde ich es wieder tun.
Hätten Sie anlässlich des 30-jährigen Jubiläums ihres Hauses noch Ideen, die Sie gerne umsetzen würden?
Helmut Neukam: Wir haben noch einige Ideen die man umsetzten könnte. Dazu müssten aber auch die finanziellen Möglichkeiten gegeben sein und nachdem es derzeit nur schwer abzuschätzen ist, wie sich das Geschäft weiterentwickelt, bleiben wir bei diesem Thema zurückhaltend. Derzeit sind wir in einer Stabilisierungsphase, die es jetzt erst einmal abzusichern gilt.
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